Die Jury des Leipziger Buchpreises hatte mit ihrer Wahl zum diesjährigen Preis in der Kategorie Belletristik sehr recht : Kristine Bilkau „…schreibt hier mit feinem Einfühlungsvermögen über eine vielfache Entfremdung, über Einsamkeit des Alterns und die Hoffnung auf Versöhnung…“ in ihrem zuletzt erschienenen Buch „Halbinsel“, von dem ich im letzten Newsletter die Prüfung versprach. Sehr sehr wohlwollend ist mein Urteil. Stellvertretend für eine ganze Gesellschaft hat die Autorin eine MutterTochterBeziehung gewählt, für die all die heutigen Problemen sehr präsent sind und sehr verschieden wahrgenommen werden. Linn, die Tochter, soll sich nach einem BurnOut bei Annett, der Mutter, in der nordischen Heimat, der „Halbinsel“, wo es nur noch einen Bäckerladen gibt, erholen und zu Kräften kommen. Hier hat Annett nach dem frühen Tod des Mannes Johann (als ihre innere Stimme noch immer lebendig und zur Gelassenheit mahnend) die Tochter allein groß gezogen und nach dem Abitur in die Welt ziehen lassen. Auch als Verkörperung ihrer eigenen Hoffnungen und der Sinnsuche für die Zukunft. Jene hat sich ganz der Umwelt, dem Klima und ihrem Schutz verschrieben. Das allein ist genug Gesprächs – und Konfliktstoff für die beiden in diesem Sommer auf der Halbinsel. Resultierend daraus kommen aber die Generationskonflikte, die Überforderungen mit all dem und Zukunftsängste und die große Frage „Wer trägt die Verantwortung“ dazu. Nein, kein so leichtes Buch, aber wie in ihren anderen Büchern erzählt Kristine Bilkau ruhig und eindringlich. Es gibt kein überflüssiges Wort, keine Verschnörkelungen. Und ja, das macht es eben zu einem schönen Buch, wenn man das so profan sagen darf. Irgendwie fällt mir gerade auch ein, dass ich ja auch schon ein bisschen an Vorschlägen für ihre sommerleichte Lektüre denken könnte… Dieser ergiebige Regen in den letzten Tagen, abgewechselt von den Sonnentagen hat ja genau das gemacht, was er soll. Grün! Und ich liebe so diese verschiedenen Grüns dieser Tage. Da macht so jeder Baum und Strauch noch die eigene Farbe, bevor es dann ins satte allgemeine Sommerüberallgrün übergeht. Herrlichst. Naja, natürlich darf da mein Kleingartenterrassengärtnergeplauder nicht fehlen. Diesmal unterstützt von Stefan Schwarz, der mit „Fiese Viecher“ den Teil 2 des „Gartenversagers“ präsentiert und auch wieder gewohnt äußerst witzig plaudert, über Waschbären zum Beispiel, den Sachlin-Knöterich, den Regenwurm und auch die Stinkwanze. Allerlei Dinge, die dem Gärtner begegnen (können), auch dem Terrassengärtner, der sich gerade über die sich selbst (und unkontrolliert) aussamenden Überbleibsel des letzten Sommers freut… Muss man aber auch beherrschen. Und obwohl Sie Josy bestimmt nicht so oft im Lädchen gesehen haben in der letzten Zeit (sie schreibt fleißigst an diversen Arbeiten und ihrem Buch) hat sie Ihnen ein Buchempfehlung hinterlassen. „Was ich von Dir weiß“ von Jean-Baptiste Andrea, dem Prix Goncourt (Französischster Buchpreis quasi) Gewinner und damit auch Bestseller im heimischen Land. Der Autor erzählt die Geschichte eines Paares, das sich gegen die gesellschaftlichen Normen seiner Zeit stellt, in einem Italien, das zunehmend dem Faschismus verfällt. In Armut geboren, wird Mimo als Kind zu seinem Onkel nach Italien geschickt, um die Kunst der Bildhauerei zu erlernen. Dort, in dem kleinen ligurischen Dorf Pietra d’Alba, begegnet er Viola, einer jungen Frau aus gutem Hause und der Jüngsten der Orsini, einer angesehenen aristokratischen Familie.Viola scheint für ein privilegiertes Leben bestimmt zu sein, doch sie passt nicht in die gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit. Sie will „fliegen“ – frei sein, die sozialen Fesseln sprengen, die Frauen ihres Standes nur die Ehe als einziges Schicksal vorsehen. Seit ihrer ersten Begegnung durchleben Viola und Mimo gemeinsam die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, erleben den Aufstieg des Faschismus sowie die Umwälzungen der Weltkriege. Er, der Bildhauer von ungewöhnlicher Größe, wird ein von der Elite gefeierter Künstler. Sie verfolgt unermüdlich ihren Traum von Emanzipation. Sie werden sich immer wieder verlieren und wiederfinden, als Verbündete oder Gegner, doch stets verbunden durch eine unerschütterliche Freundschaft. Schönst, sagt Josy. Mir bleibt noch zwei herzlichste Einladung vor unserer kulturellen Sommerpause. Am 3.6. 12.10 Uhr in den Taschenbuchladen zur „Kultur zum Mittag“ und ich freue mich sehr, dass unser Gast „endlich“ kommt. Unsere Einladung an ihn steht schon so sehr lang und er freut sich nun auch, dass es endlich klappt. Limonade könnte es vielleicht schon geben, Kekse selbstverständlich. Haben Sie vielleicht einen Wunschkeks? Ich backe alles sehr gern.

Und zum Lyriksalon laden wir nochmals herzlichst ein. Zum 27.5. und zur Wiederholung vom Frühjahr und der Hommage an Mascha Kaleko „Die Anderen sind das weite Meer“. Ein paar wenige Plätze gibt es noch und wir freuen uns über ihre Reservierung bei uns. 20 Uhr im Salon der Stadtwirtschaft wie immer

Ich darf jetzt erstmal zu einem schönen Seminar für Buchhändler nach München fahren. 

Josy, Jens und unsere Praktikantin Helena sind für Sie da

und ich grüße in den Mai im Namen meiner Lieben Martina, Josy und Jens und auch Helena