Natürlich, er gilt als der unbestechlichste Chronist der DDR und all ihren Zeiten. Christoph Hein. Einer meiner Lieblingsautoren überhaupt. Und mit seinem neuen Buch „Das Narrenschiff“ erzählt er uns die Geschichte der DDR von Anbeginn bis Mauerfall. Anhand seiner Protagonisten macht er das sehr schön. Sie gehören zu denen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den sozialistischen Statt aufbauen wollten, Funktionäre, die bis zum Untergang an ihren Überzeugungen festhielten. Anders die nächste Generation, die sich doch oftmals diesen Idealen abwandte und sehr viel kritischer als ihre Eltern und Großeltern die DDR betrachteten. Schöne Figuren hat Christoph Hein gewählt, man hat die Charaktere vor Augen, sind sie doch auch engst verwebt mit den Eckdaten deutscher Geschichte. Die erzählten, miteinander verwobenen Biografien durch Jahrzehnte und über zwei Generationen hinweg entwickeln einen überraschenden Sog. Er erzählt aus beobachtender Distanz, begleitet sie eher, denn ins Innenleben einzutauchen ist nicht das seine. Und auch nicht nötig, denn die Geschichtsstunden, die er auf den vielen Seiten liefert, bleiben spannend und er nimmt den Lesenden (zumindest mich) mit auf die ambivalente Reise durch dieses Stück Geschichte. Ja, eben auch ein Stück meine. Nachlesen wollte ich nochmal, was das „Narrenschiff“ an sich meint in seiner Bedeutung. Hein zeichnet die DDR als Narrenschiff, auf dem die Menschen hin und her geschaukelt werden, oder gerade noch selbst am Steuer saßen und im nächsten Moment über Bord gehen. Passt.
Erschienen ist das Buch in einem unserer Lieblingsverlage. Suhrkamp. Der sorgte aber gerade für andere für Schlagzeilen. Halt, nein, nicht der Verlag sondern die Verlegerlegende Siegfried Unseld. „Wer sich dafür interessierte, konnte das schnell rausbekommen“, sagt Literaturkritiker Michael Köhler über die NSDAP-Mitgliedschaft Siegfried Unselds. Umso erstaunlicher erscheint es, dass die Mitgliedschaft doch erst jetzt ans Licht gekommen ist. Ja, es wäre eine Entzauberung der Instanzen, steht der Verlag doch in seiner Gründung und Verlagsprofil, wohlbemerkt von Siegfried Unseld geprägt, für Geschichte und für kritische Aufarbeitung von Geschichte, ist Heimatverlag für 7000 Autoren von Brecht bis Zweig und ist auch Heimat des Jüdischen Verlages. Es beschädigt den legendären Verleger nicht massiv. Aber es ruft eben in Erinnerung, welche Geheimnisse die Biographien der Deutschen prägen und prägten.
Und da fällt mir eine neue Kinderbuchreihe des Klett Kinderbuches Verlages ein, die hier gern mal bekannt gemacht würde wollen. „Wir Kinder von früher“, so benannt, lässt in den bisher erschienenen Titel namhafte Menschen wie Stefan Schwarz, Daniela Kulot oder auch Anke Kuhl über ihre Kindheit erzählen. Und das in dem ganz erfrischendem Ton, der zum Klett Kinderbuch Verlag gehört. Nee, ist nicht nur für Kinder hübsch. Aber die sind die Zielgruppe, na klar.
Apropos Zielgruppe! Kultur gibt es natürlich auch im Mai.
Der 6. Mai steht für Kultur zum Mittag 12.10 Uhr, na klar, ists doch der erste Dienstag im Mai und wie immer: Gast, Keks und Tee und ein sehr aufmerksames und neugieriges Publikum – Danke dafür! Am Abend wäre auch eine gute Möglichkeit für kulturelle Ambitionen, denn nun würden wir wirklich in seitenweise Film zusammen mit dem epi-Zentrum den Thomas Mann Film zeigen „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“, der im Februar ausfiel. Fast 50 Jahre lang arbeitete Thomas Mann an seinem Roman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. In keinem anderen Werk hat der Schriftsteller so viele seiner persönlichen Sehnsüchte und Ängste einfließen lassen. Der Film wirft einen Blick hinter die Fassade des gefeierten Erzählers und gleichzeitig in die schillernde Welt seines literarischen Alter Egos Felix Krull. Während Krull wie ein Magnet die Elite anzieht, täuscht, verführt und sich als erfolgreicher Hochstapler inszeniert, ringt Thomas Mann mit seinen inneren Konflikten: er sehnt sich nach Anerkennung, verbirgt seine wahre Identität und ist stets bemüht, die Rolle des untadeligen Familienvaters zu spielen. Die ineinander verschlungenen Lebenswege von Mann und Krull verweben sich zu einer fesselnden Reise durch Exil, Selbstinszenierung und die bittersüße Kunst des Verstellens. Aus einem Kaleidoskop aus ausschließlich Originalzitaten und fiktionalen Szenen entsteht mit feiner Ironie eine cineastische Hommage an den Menschen hinter dem Mythos Thomas Mann und den Hochstapler in jedem von uns. 6. Mai 20 Uhr in der Tankstelle der Stadtwirtschaft und gern können Sie bei uns dafür reservieren.
Und zum Lyriksalon laden wir auch nochmal herzlichst ein. Nochmal, weil auf Grund der sehr großen Nachfrage Mascha Kalekos Gedichte nochmals aufgeführt werden. Im Jubiläumsjahr erfährt sie natürlich insgesamt eine große Aufmerksamkeit und unter dem Titel „Die anderen sind das weite Meer“ haben wir in Zusammenarbeit mit Dorothee Hollender einen sehr schönen Abend zusammengestellt. Mascha Kalékos fast zeitlos schöne Gedichte waren nie außer Mode. Als Golda Malka Aufen, in Chrzanów (West-Galizien) geboren, jährte sich ihr Todestag am 21.Januar zum fünfzigsten mal.
27. Mai 20 Uhr im Salon der Stadtwirtschaft.
Bitte weitersagen und gern die Reservierung wie immer bei uns.
Auf eine ganz feines fein und sehr schön gemachtes FreibergBuch möchte ich gern aufmerksam machen. Elke Hussel, die unter anderem auch oft für die Freie Presse Freiberg schreibt, hat ihr Projekt „Der Freiberger Silberweg“ in schönster Form und zu Papier gebracht. Ein sehr feines Buch ist entstanden, dass Freibergs Geschichte anhand des Silberweges erzählt und auch die Künstler der Figuren vorstellt. Gefällt uns sehr.
Die Leipziger Buchmesse war ja in diesem Jahr nicht nur mit herrlichen Sonnenwetter begnadet (in den Höfen zwischen den Messehallen traf man zumeist mehr Bekannte als in den Hallen). Dieses Treffen aller Buchmenschen ist mir immer wieder eine Freude (und natürlich gab es wieder mehr Besucher den je…) und auch ein wunderbarer Impuls für den Bücherfrühling und die Lust auf all die vielen Neuerscheinungen. Unsere Glückwunsch geht auch sehr von Herzen an Kristine Bilkau für ihr neues Buch „Halbinsel“. Eine von mit geschätzte Autorin, deren Preisträgerbuch noch nicht geprüft wurde, aber ihre anderen. Freut mich sehr.
Hm, und was meine Lieben im Taschenbuchladen gerade gern gelesen haben, das kann ich gar nicht sagen, war ich doch erst sehr sehr weit südlich angenehmst unterwegs. Aber das können Sie wie immer gern vor Ort von ihnen erfahren. Wir sind da und auch sehr bereit, die eckigen Ostereier schönst für Sie und ihre Lieben zu finden.
Und haben Sie denn auch schon die süßen Bepflanzungen in der Innenstadt gesehen? Abgesehen von den Blumenbällen in der Korngasse, die auch ein schönstes Wohlfühlfrühlingsbefinden vermitteln… Heimlich und so niedlich ists passiert und die Farbtupfer tun so gut.
Denn Farbe, also ich meine Frühlingsfarbe könnte sich so langsam ein bisschen viel mehr zeigen in diesen schon sehr wunderbaren Frühlingstagen. Aber naja, aus den Töpfen auf der Fensterbank zeigt sich ja wenigstens schon so etwas hellgrünes, was mal eine richtige Pflanze werden will.
Wir wünschen Ihnen von Herzen schönste Ostertage mit all den Fröhlichkeiten, die Ihnen diese Tage versprechen werden…
Heike Wenige, Martina Gehlhaus, Josy Ehret-Strößner und Jens Karsch