„Jedes Menschenleben ist angefüllt mit Geschehnissen, die in den Falten des Gedächtnisses lagern. Und in jedes einzelne Geschehnis hineingefaltet sind noch weitere.“ Wenn das Neue Jahr mit solch schönen klugen Sätzen anfängt, dann ist die Leselust schon sehr entfacht, zumindest meine. Entnommen habe ich es dem neuen Buch von Julia Schoch „Wild nach einem wilden Traum“, das frisch ausgepackt schon sehr wohlwollend von mir gelesen wurde. Es ist der Abschluß ihrer außergewöhnlichen Trilogie „Biographie einer Frau“, die in den beiden anderen Teilen schon sehr berührte. Dieses Mal ist es eine Erinnerung an eine nur ein paar Wochen dauernde Liebe mit einem anderen Schriftsteller, im Buch nur der Katalane genannt. Diese Liebe bringt alles ins Wanken – nicht nur die Beziehung zu ihrem Ehemann, auch die Sicht auf die ihrigen Dinge, ihre Arbeit. Es bleibt eine Affäre, doch Jahre später begegnet sie dem Katalanen wieder und für sie schließt sich ein Bogen. Schön schreibt sie über den Wahrheitsgehalt von Erinnerungen, von Begegnungen, die das Leben vielleicht in eine andere Richtung gelenkt haben und über das, was allein zählt im Leben – die Liebe.
Martina hat das neue Buch von Daniel Glattauer fast fertig gelesen. „In einem Zug“ heißt es und spielt auch an diesem Ort, wo durchaus jenes passieren kann, wie Daniel Glattauer darüber schreibt. Aus den erst höflich und beiläufig geführten Gesprächen Zugreisender, führt der Dialog zwischen dem Schriftsteller Eduard Brünhofer und der Therapeutin Catrin Meyr doch zu tieferen Einblicken. In die komplexe Gedankenwelt Eduards, der als Autor von Liebesromanen eine Schreibblockade hat und in Catrins Gründe für die Vorliebe zu Affären statt Langzeitbeziehungen. Klingt anstrengend, ist es aber nicht – schnell und witzig lesen sich die Dialoge, offen bleibt nur, was für beide bleibt.
Und Josy war hocherfreut, den Debütroman von Annie Ernaux „Die leeren Schränke“ in unserem Regal zu finden. Sie hat ihn ihrem Auslandssemester in Frankreich lesen müssen und dieser Debütroman der späteren Literaturnobelpreisträgerin enthält bereits die großen Themen ihres späteren Werks, allen voran der schwere Aufstieg aus einfachen Verhältnissen in die bürgerlich-intellektuelle Welt und das Zerrissensein zwischen den Klassen. Er gilt als Schlüsselroman für das Verständnis von Annie Ernaux’ Werk, hart, wie all ihre Werke, aber absolut lesenswert.
Und all die weiteren literarischen Freuden, die fange ich jetzt an, für Sie zu erkunden. Große Stapel an Verlagskatalogen mit den neuen Büchern warten auf meine/unsere Aufmerksamkeit. Drum frisch gestartet ins Neue Jahr. Es wird ein Jahr für Mascha Kaleko, für Thomas Mann, für Rilke, für Ernst Jandl auch.
Für den 4. Februar laden wir zur Kultur zum Mittag 12.10 Uhr in den Taschenbuchladen. Und wie heißt es bei uns immer so schön: Freuen Sie sich auf unsere Gäste, deren oder unseren ausgewählten Texten, Büchern und literarischen Kleinodien, manchmal gibt es auch Musik, aber immer Keks und Tee. Lassen Sie sich von uns und unseren Gästen überraschen, verführen, belustigen, verwöhnen, erstaunen, unterhalten… Wir freuen uns auf sie.
Und Thomas Mann würdigen wir auch schon mal in unserer Kinoreihe seitenweise Film mit dem epi-Zentrum. Wir zeigen den nagelneuen Film „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“. Fast 50 Jahre lang arbeitete Thomas Mann an seinem Roman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. In keinem anderen Werk hat der Schriftsteller so viele seiner persönlichen Sehnsüchte und Ängste einfließen lassen. Der Film „wirft einen Blick hinter die Fassade des gefeierten Erzählers und gleichzeitig in die schillernde Welt seines literarischen Alter Egos Felix Krull. Während Krull wie ein Magnet die Elite anzieht, täuscht, verführt und sich als erfolgreicher Hochstapler inszeniert, ringt Thomas Mann mit seinen inneren Konflikten: er sehnt sich nach Anerkennung, verbirgt seine wahre Identität und ist stets bemüht, die Rolle des untadeligen Familienvaters zu spielen. Die ineinander verschlungenen Lebenswege von Mann und Krull verweben sich zu einer fesselnden Reise durch Exil, Selbstinszenierung und die bittersüße Kunst des Verstellens. Aus einem Kaleidoskop aus ausschließlich Originalzitaten und fiktionalen Szenen entsteht mit feiner Ironie eine cineastische Hommage an den Menschen hinter dem Mythos Thomas Mann und den Hochstapler in jedem von uns.“ So die Ankündigung. Regie führte André Schäfer und in der Hauptrolle ist Sebastian Schäfer zu sehen.
Am 11.Februar 20 Uhr in der Tankstelle der Stadtwirtschaft.
Freudige Neujahrsgrüße Ihnen
von Heike, Martina, Josy und Jens