Beim Blick nach draußen ruft jede Buchhändlerseele „Hurra!“. Die Nebelnasssuppe läßt sich doch wohl am besten von Drinnen aushalten und, Sie glauben es kaum, im idealsten Fall mit einem Buch in der Hand? Reichlichst ausgepackt haben wir davon in den letzten Tagen, das Bücherfrühjahr steht in den Startlöchern und die wohlwollend besprochenen neuen Bücher von Tina Pruschmann, Sabrina Jenesch, Clemens Setz, Ewald Arenz, Annie Ernaux liegen bereit. Sven Regener und Andreas Dorau, die zwei Meister der Exzentrik und des unauffällig Absurden, haben uns ein Büchlein geschenkt und der Aufbau Verlag die Neuedition der Brigitte Reimann Bücher. Nicht ganz ohne Grund. Bei der Sanierung eines Hauses in Hoyerswerda, in dem Brigitte Reimann in den 1960er Jahren wohnte, sind neben Briefen und Notizen u. a. große Teile der ursprünglichen Niederschrift ihres Buches »Die Geschwister« aufgetaucht. Das Material wurde unter einer Treppe gefunden, in einer Art Harry-Potter-Verschlag, in dem Schneeschieber und derlei aufbewahrt wurden. Den Mitarbeitern der Sanierungsfirma sagte der Name der Autorin zum Glück etwas, so dass sie die Kisten nicht in den Abrisscontainer warfen, sondern den richtigen Stellen übergaben. Dank dieser aufgefundenen Originalfassung kann genau 60 Jahre nach der Erstveröffentlichung eine erweiterte Neuausgabe erscheinen. Das Buch »Die Geschwister« erschien 1963 und war seinerzeit eines der meistdiskutierten Bücher der DDR-Literatur. Am 20. Februar diesen Jahres ist Brigittes Reimanns 50. Todestag und ihren Satz „…nur nicht schweigen, nur nicht schweigend Falsches mit ansehen, und dadurch es billigen…“ bleibt aktuell und mag ich noch immer sehr.

Das neue Buch von Arno Geiger, vom ich schon kurz erzählte auch – „Das glückliche Geheimnis“. Zu Ende gelesen bin ganz verzückt vom Schreiben des Autors übers Schreiben. Die Berge von Handgeschriebenem, Privatem, Notizen, Briefen, Tagebüchern und Fotos, die er sichtete, las, sich hinein vergrub, süchtig danach wurde, sind das Fundament seines Schreibens und davon erzählt er in seinem Buch. Und da er ein junger Mann war, erzählt er auch von seinen Beziehungen zu Frauen, Sohn war, erzählt er von seinen Eltern und Schriftsteller ist, von seiner Lieblingslektüre und vom Literaturbetrieb. Und das sehr schön, völlig unmanieriert, mit reflektierenden Gefühlen und einem empfindsamen Herz, dass nach Mitteilung drängt.

Beeindruckt haben mich die Worte unserer Praktikantin Julia, die ich mit in unsere Ausstellung in die Kinder- und Jugendbibliothek nahm: „Die Ausstellung zum Buch „Manchmal male ich ein Haus für uns“ zeigt in Fotografien und kurzen Texten die Gedanken und Gefühle vieler Flüchtlingskinder. Schulklassen besuchen diese Ausstellung, um sich mit dem Thema Flucht auseinanderzusetzen und auch ich war mit meiner Chefin Heike dort.
Besonders beeindruckend, aber auch traurig fand ich persönlich die Reife hinter ihren Worten.
Diesen Kindern wurde gewaltsam ihre Kindheit genommen, sie wurden durch ihre Lebensumstände gezwungen, älter und reifer zu werden. Wir alle sollten versuchen, solche Umstände zu verhindern und diese Ausstellung, dieses Buch hilft uns dabei.“ Starke Worte, Danke Julia!

Bis Ende März sind die Fotografien zu sehen.

Und der kommt schneller als man manchesmal glaubt. Drum schon hier unsere Einladung

zu seitenweise Film am 7.3. 20 Uhr in die Stadtwirtschaft und zu „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“. Das Filmdrama von Dominik Graf nach dem Roman „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ von Erich Kästner feierte im Juni 2021 im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin seine Premiere. Es spielt in Berlin, Anfang der 1930er Jahre am Ende der Weimarer Republik. Um seine Miete bezahlen zu können, arbeitet der 32-jährige Germanist und angehende Schriftsteller Dr. Jakob Fabian tagsüber als Werbetexter für einen Zigarettenhersteller. Deutschland befindet sich im Niedergang, nicht nur moralisch, sondern auch wirtschaftlich und politisch.

Stark besetzt mit Tom Schilling, Albrecht Schuch, Saskia Rosendahl und Meret Becker.

Kultur zum Mittag ist auch am 7.3. 12.10 Uhr im Taschenbuchladen. Leider musste unser Gast für dieses Datum absagen. Deshalb eine herzliche Einladung? Wer hier gern einspringen mag? Aus seinem Lieblingsbuch vorlesen? Wir würden uns sehr freuen… (am besten fragen Sie mich bitte per heike@taschenbuchladen.de)

Dass unsere Lesung mit Jaroslav Rudis auch das zweite mal ausverkauft ist, das freut uns natürlich sehr. Für all diejenigen, die wir nicht mit einem Platz beglücken konnten, denen sei versprochen, er kommt wieder. Dauert nur noch ein bißchen, denn das Buch dazu, das muss er noch fertig schreiben.

Und nun noch Versäumtes aus dem Januar (Das habe ich schlichtweg vergessen.)

Unser meistverkauftes Buch 2022 war Janoschs „Wondrak für alle Lebenslagen“.

Wir wünschen den Glücklichen schöne Winterferien, schönen Urlaub, schneereich, wo gewünscht und Wärme all den anderen und grüßen ganz herzlich aus dem Taschenbuchladen

Heike Wenige, Martina Gehlhaus und Iva Tscherniradeva