Sie sind doch ganz sicher bitte nicht so kulturverdrossen, wie es medial gerade analysiert wird? So ein geistiger oder unterhaltender oder einfach nur schöner Input aus einer Anderswelt ist doch eine willkommene Abwechslung, könnte einiges relativieren, bzw. hauptsächlich bereichern?
Und ja, na klar, da haben wir für Oktober so einiges vorbereitet:
Als erstes: „Kultur zum Mittag“ am 4.10. 12.10 Uhr (im Taschenbuchladen)
Wie immer und von Herzen – wir freuen uns auf Sie und auf unseren Gast!
Und dann freuen wir uns auf Lukas Rietzschel am Abend, ebenfalls 4.10. 19.30 Uhr im Salon der Stadtwirtschaft, der uns mit seinem Debüt „Mit der Faust in die Welt schlagen“ schon sehr gefiel. Im neuen Roman „Raumfahrer“ zeichnet er ein Bild von Menschen, die durch große gesellschaftliche und politische Veränderungen geprägt sind und von den Verletzungen, die sich durch Generationen hindurchziehen und scheinbar nie verheilen. Behutsam macht er das und mit Empathie. Wie auch Jan, der Protagonist im Buch, erhielt Lukas Rietzschel einen Karton mit Fotos, Briefen, Zeichnungen und Dokumentationen. Von einem Mann – Thorsten Kern, er ist der Sohn von Günter und der Neffe von Georg Kern, besser bekannt als Georg Baselitz. Der berühmte Maler wuchs wie der Autor in der Lausitz auf. Ganz exakt erzählt er die Lebensgeschichte der Familie Kern/Baselitz nicht nach, er wandelt ab und erfindet neu. Geschickt macht er das und der Kosmos ist groß – Nachkriegszeit, DDR- Alltag und Stasigeschichten und vor allem Nachwendegeschichte im vergessenen Lausitzer Land. Im Grunde ist die Erzählung authentisch. Diesen möglicherweise finsteren, aber auf jeden Fall frischen, jungen Blick auf Vergangenheit und Gegenwart im Osten Deutschlands, den empfehlen wir.
Lukas Rietzschel (Jahrgang 1994) lebt in Görlitz. Sein Debütroman ›Mit der Faust in die Welt schlagen‹ erschien 2018 und war ein Bestseller, der auch seinen Weg ins Theater fand und nun verfilmt wird.
Und: Lukas Rietzschel erhält den Sächsischen Literaturpreis 2022.
Wir danken dem Sächsischen Literaturrat für die Möglichkeit dieser Veranstaltung und bitten um Reservierung im Taschenbuchladen per Telefon 03731/31841 oder unter post@taschenbuchladen.de.
Auch für unseren ersten Lyriksalon 11.10. 20 Uhr im Salon der Stadtwirtschaft der neuen Theaterspielzeit! „Man muß in der Welt seyn, was man auf dem Papier ist – Ideenschöpfer.“ Zum 250. Geburtstag des Romantikers Friedrich von Hardenberg, wohl besser bekannt unter Novalis, der in einer Zeit dichtete, als sich die Naturerfahrung ähnlich stark veränderte wie heute, laden wir Sie zu unserem Lyriksalon ein. Es existiert nur ein einziges zeitgenössisches Porträt von ihm, das eine blasse Jünglingsgestalt zeigt, mit ahnungsvollem, in die Ferne schweifendem Blick. Sein überschaubares literarisches Werk wird seit zweihundert Jahren als Niederschlag eines flüchtigen, spätestens seit dem Verlust der jungen Verlobten Sophie von Kühn von Todessehnsucht umwehten Dichters gelesen. Novalis, dessen Geburtstag sich am 2. Mai zum 250.mal jährte, gilt als emblemhafte Figur der Frühromantik.
Und ein bißchen kichern, das können Sie auch noch mit uns im Oktober, bzw. mit Stefan Schwarz, der am 15.10. 19.30 Uhr im Tivoli lesen und erzählen wird. Eigentlich ja noch aus seinem zuletzt erschienen Buch „Voller Wermut blicke ich auf mein Leben zurück“, aber bis dahin wird auch sein neues Buch „Bis ins Mark – Wie ich Krebs bekam und mein Leben aufräumte “ erschienen sein. Stefan Schwarz in seinen Fünfzigern: Lebensklug, charmant und so witzig wie weise. Mit seinen Geschichten über das Leben, das Lieben und ja, auch das Sterben, zeigt er, was Humor alles kann. Karten im Vorverkauf bei uns und im Tivoli.
Dass sich der Taschenbuchladen um dies Zeit mit allerlei BuchHerbstSchönheiten füllt, das kennen Sie ja schon zu Genüge von uns in unserem Newsletter. Einen winzigen Teil davon haben wir gestern allerliebst umrahmt in unserem Schaufenster plaziert. Und auch ein wenig gelesen davon:
Martinas Empfehlung „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher erzählt nicht nur eine unerhörte familiäre Tragödie, sondern weit über das Private hinaus ein immer noch unterbelichtetes Kapitel weiblicher Alltags- und Sozialgeschichte. Hochgelobt ist dieses Buch, steht in der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 und erzählt eine Kindheit in den 1980er Jahren, in der ein Thema alles beherrscht: das Körpergewicht der Mutter. Ist diese schöne, eigenwillige, unberechenbare Frau zu dick? Muss sie dringend abnehmen? Ja, das muss sie. Entscheidet ihr Ehemann. Er hat die fixe Idee, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Die Mutter ist dem ausgesetzt, Tag für Tag. Erzählt wird es aus der Perspektive des Kindes, der Tochter, die ihrer Mutter ein liebevolles Denkmal setzt. Daniela Dröscher gelingt ein ebenso berührender wie kluger Roman über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge. Vor allem aber ist dies ein tragik-komisches Buch über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen.
Schnell zu Ende gelesen, nein, verschlungen habe ich Dörte Hansens neues Buch „Zur See“. Am Freitag ist es erschienen, fast zeitgleich mit der Verfilmung ihres zweiten Buches „Mittagsstunde“, auf die ich mich freue (auch als bekennender Fan von Charlie Hübner). Es ist die Geschichte einer alteingesessenen Insel-Familie. Alle Familienmitglieder sind eng mit der Insel verbunden, leben aber komplett nebeneinander her. Drei Kinder hat Hanne Sander großgezogen, ihr Mann hat die Familie, sie und die Seefahrt aufgegeben. Die Geschwister sind so verschieden in Lebensentwürfen, Sehnsüchten und Realitäten, wie es Geschwister sein können. Und das ist so spannend! Dörte Hansen braucht nicht viele Worte, um einen Menschen zu zeichnen, eine, bzw. die jeweilige Welt zu entwerfen. Die Bilder im Kopf entstehen sofort, ganz unmittelbar. Ums Verschwinden geht es in diesem Roman (wie in ihren anderen Romanen auch), das Verschwinden einer Familie, einer Sommerinselidylle (im Wandel der Zeiten und vor allem durch zeitgemäße Erscheinungen), von alten Gesetzen und um das Kommen und gehen von Dingen, die man selbst nicht beeinflussen kann. Großartig! Versprochen!
Ziemlich bemerkenswert finden wir in diesem Jahr auch die Shortlist zum deutschen Buchpreis. Schauen Sie mal, wenn Sie mögen unter www.deutscher-buchpreis.de. Gefallen uns sehr die Nominierungen! Oder im Laden drin blättern. Ist auch schön…
PS: Wir können jetzt auch Whatsapp! Einfach unsere Festnetznummer auf dem Handtelefon speichern und Nachricht schicken…