Ein bißchen Sommerwehmut liegt schon in der morgendlichen (meinerseits unangenehmen) Kühle, aber aufzuhalten ist er ja nicht und frohgemut schauen wir auf den hoffentlich sehr schönen, zumindest sehr kulturvollen Herbst (ALLES zu finden unter www.taschenbuchladen.de), der bei uns mit „Kultur zum Mittag“ am 6.9. 12.10 Uhr im Taschenbuchladen beginnen wird. Unsere herzlichen Einladungssätze dazu kennen Sie ja schon und unseren Künstler am Dienstag nur zu gut, aber ich schreib gern die Hauptsache nochmal auf: WIR FREUEN UNS!

Dass sich zu diesen Zeiten unsere Regale wieder merklich füllen ist ebenfalls naturgemäß im buchhändlerischen Sinne und von dieser Fülle zu erzählen ist vor Ort um vieles einfacher, aber natürlich gibt es eine Empfehlung von uns bzw. erstmal von mir, denn bei sehr gemochten Autoren einfach weiter zu lesen ist manchmal Luxus… Einer davon ist Ralph Rothmann mit seinem neuen Buch „Die Nacht unterm Schnee“, das eine ziemlich bemerkenswerte Geschichte einer Frau erzählt, die im Winter 1945 auf sich allein gestellt, auf der Flucht, in den Kriegswirren, vergewaltigt und glücklicherweise behutsam aufgenommen bei einem Deserteur ihr Überleben bewältigen kann – das ist der eine Teil der Geschichte. Bemerkenswerter bzw. spannender ist, was diese Erlebnisse nach dem Krieg mit dieser Frau machen… Das wird aus der Perspektive einer Freundin erzählt, die sie über viele Jahre und auch mit zeitlichen Abständen begleitet und besucht und ihr Leben atemberaubend im Panorama der frühen Nachkriegsjahre weitererzählt. Das Buch ist Teil einer Trilogie, die das Leben junger Menschen erzählt, die am Ende des Zweiten Weltkriegs schwer traumatisiert ihr Leben weiterleben mussten – Biographien des Leids und der seelischen Versehrtheit und auch die Last, dieses seelische Leid weiter zu vererben.

Von ganz anderer Art ist Ivas neues Lieblingsbuch – Ruth Ozeki „Die leise Last der Dinge“, das von Benny handelt, 13 Jahre alt und von seiner Mutter Annabelle. Ein Jahr nach dem Unfalltod seines Vaters beginnt Benny Stimmen zu hören. Es sind die Stimmen der unbelebten Gegenstände in seinem Zuhause – seine Sneakers, eine zerbrochene Weihnachtskugel, ein Blatt vom Salat. Gleichzeitig beginnt seine Mutter Annabelle immer mehr Dinge zu horten, bis es kaum mehr einen freien Platz auf dem Fußboden oder in den Regalen ihres Hauses gibt. Mutter und Sohn drohen in ihrer Trauer den Halt zu verlieren – bis sie auf ein Buch stoßen, das sie womöglich zu retten imstande ist… Dies ist sowohl das lebendige Bild einer kleinen Familie, die einen unvorstellbaren Verlust erleidet, als auch eine kraftvolle Überlegung dazu, wie Bücher das Chaos der Welt eindämmen und ihm Sinn und Ordnung geben könnten. Annabelle und Benny versuchen, sich in einem Meer von Dingen, Nachrichten, Substanzen, seelenloser Technik und psychischen Problemen über Wasser zu halten. Und dies beschreibt Ruth Ozeki sehr witzig, sagt Iva.

Alex Capus hat uns auch ein neues Buch geschenkt. „Susanna“ und das hat Martina gelesen. Für seinen neuen Roman hat Alex Capus sich eine beeindruckende Frauenfigur ausgesucht, die tatsächlich gelebt hat: Susanna Carolina Faesch, die sich später als Malerin Caroline Weldon nannte. Sie wurde 1844 in Kleinbasel geboren. In eine spannende Zeit wird sie da hineingeboren, denn sie wandert mit der Mutter nach Amerika aus. In New York wird die Brooklyn Bridge eröffnet, Edisons Glühbirnen erleuchten die Stadt. Mittendrin lebt/erlebt sie ein neues Zeitalter. Während Maschinen die Welt erobern, kämpfen im Westen die Ureinwohner ums Überleben. Falsche Propheten versprechen das Paradies, die Kavallerie steht mit entsicherten Gewehren bereit. Drum reist sie mit ihrem Sohn ins Dakota-Territorium. Sie will zu Sitting Bull, um ihn zu warnen. Ein Portrait, das sie von ihm malt, hängt heute im State Museum North Dakotas. Das ist ein ergreifendes Abenteuer einer eigenwilligen und wagemutigen Frau, voller Schönheit und Mitgefühl erzählt – sagt Martina.

Und so ganz nebenbei erzählen wir Ihnen noch, dass wir in den letzten zwei Wochen unglaublich viele Bücher bewegt haben (wenn ich mal Zeit habe, dann rechne ich die tatsächliche Anzahl mal aus!)… Schulbücher! Wir wünschen allen einen guten Start ins neue Schuljahr!

Noch was Feines zum Hören? Für all jene, die wissen wollen, wie sehr sympathisches Büchermachen geht? Bitteschön: https://www.deutschlandfunk.de/zwischentoene-mit-sebastian-guggolz-vom-28-08-2022-originalfassung-mit-musik-dlf-a289a51d-100.html

Liebe Grüße aus dem Taschenbuchladen von Heike, Martina und Iva

PS: Am Samstag ist Freiberger Nachtschicht in unserem schönen Städtchen

und die Freiberger Händler und Gastronomen sagen HERZLICH WILLKOMMEN zum Nachtshopping und zur Kneipennacht! Ab 18 Uhr gibt es in der Altstadt Live-Musik, mobile Künstler, Modenschauen, diverse Händleraktionen sowie Licht- Wasser- und Feuershows. Der Eintritt ist wie immer frei.