Solch Lieblingsanfragen wie „Haben Sie normale Kalender?“ und „Na, Sie wissen schon, den den ich letztes Jahr auch hatte…“ und „Das war so ein kleiner Blauer…“ beschäftigen uns gerade im Lädchen (lenkt auch gut von diesem allgemeinen Ungemach ab) und JA: Haben wir! Große, kleine, bunte, Lieblings-, Wandaufklapp-, LiteraturinderKücheundimGarten-, an der Ostsee sowieso Kalender. Katrins Lieblingskalender ist von Kat Menschik. Dieser Posterkalender holt Menschiks Bilder aus den Buchdeckeln ihrer Lieblingsbücher heraus und präsentiert sie wie Kunstdrucke als Wandschmuck im großen Format, wie beispielsweise eine Illustration aus „Die Bergwerke zu Falun“ oder aus „Die Puppe im Grase“ – einer Sammlung mit Märchen aus Norwegen und aus ihrem Menschiks aktuellen Bestseller „Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben“. Das Buch empfiehlt Ihnen Katrin im übrigen auch. „Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben“ heißt es ganz korrekt und versammelt eine Aufzählung solcherart Lebewesen wie feenhafte Glühwürmchen, schuldige Hunde oder gar betrunkene Rentiere. Seit Jahren lenkt er jeden Samstag in seinem Wissenschafts-Podcast auf radioeins neben vielen anderen Themen die Aufmerksamkeit auf die Einzigartigkeit tierischer Wesen. Man betrachte beispielsweise den Oktopus: Außergewöhnlich klug, hat er es gerne eher entspannt und macht oft Quatsch. Oder die Biene, die nicht nur eine gute Fliegerin, sondern auch eine ganz passable Surferin ist! Und den Buntbarsch, der depressiv wird, wenn man ihn mit der falschen Partnerin verkuppelt. Der Inhalt hält, was der Umschlag verspricht: Die Geschichten sind so schräg wie der Autor, Menschiks Zeichnungen so fantasievoll wie farbenprächtig.

Empfehlenswert auch ist der Roman „Raumfahrer“ von Lukas Rietzschel, der mir mit seinem Debüt „Mit der Faust in die Welt schlagen“ schon sehr gefiel. Im neuen Roman zeichnet er wieder ein Bild von Menschen, die durch große gesellschaftliche und politische Veränderungen geprägt sind und von den Verletzungen, die sich durch Generationen hindurchziehen und scheinbar nie verheilen. Behutsam macht er das und mit Empathie. Wie auch Jan (der Protagonist) im Buch erhielt Lukas Rietzschel einen Karton mit Fotos, Briefen, Zeichnungen und Dokumentationen. Von einem Mann – Thorsten Kern, er ist der Sohn von Günter und der Neffe von Georg Kern, besser bekannt als Georg Baselitz. Der berühmte Maler wuchs wie der Autor in der Lausitz auf. Ganz exakt erzählt er die Lebensgeschichte der Familie Kern/Baselitz nicht nach, er wandelt ab und erfindet neu. Geschickt macht er das und der Kosmos ist groß – Nachkriegszeit, DDR- Alltag und Stasigeschichten und vor allem Nachwendegeschichte im vergessenen Lausitzer Land. Im Grunde ist die Erzählung authentisch. Diesen möglicherweise finsteren, aber auf jeden Fall frischen, jungen Blick auf Vergangenheit und Gegenwart im Osten Deutschlands empfehle ich.

Martina empfiehlt Ihnen „Wo auch immer ihr seid“. So heißt der Debütroman von Khuê Phams, der von ihrer eigenen Familiengeschichte beeinflusst ist. Sie wurde 1982 als Kind vietnamesischer Eltern in Berlin geboren und ist eine deutsche Journalistin und Autorin. Der Roman erzählt von Kièu, die als junge deutsch-vietnamesische Journalistin im heutigen Berlin lebt und versucht wie eine Deutsche zu sein, sich anzupassen, nicht aufzufallen. Khuê Phạm thematisiert die Situation von Einwandererkindern in Deutschland, die das Gefühl haben, weder zur einen noch zur anderen Kultur so richtig zu gehören. Als ihre Großmutter stirbt, fliegt Kièu mit ihre Eltern nach Vietnam. Mit dem Verlust der Großmutter, die sie kaum kannte und von der sie noch nicht einmal den Namen weiß, beginnt ihre Reise in die Geschichte ihrer Familie. Eine beeindruckende Familiengeschichte voller Brüche und verschiedener Wahrheiten, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden. Es ist aber nicht nur die Geschichte von jungen Menschen, die ihre Identität suchen, sondern auch von Schuldgefühlen, nicht Ausgesprochenem, dem, was nicht mehr gesagt und zurechtgerückt werden kann, wenn plötzlich jemand nicht mehr da ist. Gleichzeitig zeigt die Autorin, wie sehr die Wahrnehmung von außen täuschen kann und Krieg nichts anderes verursacht als Leid in vielen Formen.

In unserer Veranstaltungsreihe „Im Gespräch mit…“ in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Petri/Johannis und „Freiberg für alle“

haben wir Nick Reimer eingeladen – Autor des Buches, zusammen mit Toralf Staud, „Deutschland 2050“, das noch immer die Bestsellerliste schmückt

Am 5.10.2021 19.30 Uhr in der Petrikirche

Nick Reimer, geboren 1966, ist vielen in Freiberg durch die Silvertown Jazzband und die erste überregionale Umweltzeitschrift „ÖkoStroika“ bekannt. Er war 1989 Mitgründer und einer der Sprecher des Neuen Forums Mittelsachsen, volontierte bei der Berliner Zeitung und war von 2000 bis 2011 Wirtschaftsredakteur bei der taz. Seitdem schreibt er u.a. für Zeit online über Klima- und Umweltthemen. Für den Blog Klima-Lügendetektor.de erhielt er zusammen mit Toralf Staud 2012 den Otto-Brenner-Preis. Seit 2014 hat er einen Lehrauftrag für Nachhaltigkeit und Journalismus an der Universität Lüneburg.

In ihrem Buch entwerfen beide eine Szenario Deutschlands in 30 Jahren. Denn spätestens die Hitzesommer 2018 und 2019 sowie die auch 2020 anhaltende Trockenheit haben es deutlich gemacht: Der menschengemachte Klimawandel ist keine Bedrohung für die ferne Zukunft ferner Länder, der Klimawandel findet statt – hier und jetzt. Selbst wenn es Deutschland und der Welt gelingen sollte, den Ausstoß von Treibhausgasen in den nächsten Jahrzehnten drastisch zu reduzieren – bereits jetzt steht fest: Das Klima in Deutschland verändert sich. Im Jahr 2050 wird es bei uns im Durchschnitt mindestens zwei Grad Celsius wärmer sein… In ihrem neuen Buch geben die Autoren Nick Reimer und Toralf Staud konkrete Antworten auf die Frage, wie der Klimawandel uns in Deutschland treffen wird.

Eintritt ist frei

 Es gelten die tagesaktuellen Coronaschutzbedingungen
Lyriksalon am 12.10.2021 20 Uhr im Salon der Stadtwirtschaft

Zwei Lyriker, die in Sachsen leben, haben wir uns eingeladen und das Dank des Sächsischen Literaturrates, der als Mitveranstalter unseren Lyriksalon unterstützt.

(Dankenswerterweise gefördert vom Freistaat Sachsen und präsentiert von mdr Kultur)

Die in Leipzig lebende Künstlerin Martina Hefter hat zuletzt immer wieder mit ihren gattungsübergreifenden Arbeiten von sich reden gemacht. Ihr neuer Band ist im Frühjahr erschienen „In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen“. Und es ist eher ein lyrisches Sprechen, das weniger auf knallige Bilder setzt, sondern auf ein unaufhörliches Verrücken und Weiterdrehen feinster Wahrnehmungen. Auf dem Buch steht zwar Gedichte, doch in den Texten fließen Gedicht, Essay und Erzählung ineinander. Und sie hatte 2020 natürlich auch mehr Zeit als sonst, die sie am Schreibtisch und im Wald verbrachte. Genauer: dem Leipziger Auwald. Der hat ein poetisches Potenzial. Wobei man poetisch nicht mit romantisch verwechseln darf. Romantik ist das allerletzte, was Martina Hefter mit ihren Texten zu beschwören versucht, die allesamt auf den unsichtbaren Grenzlinien zum Essay, zur Sage, zur Reflexion balancieren. Aber damit zeigt Monika Hefter etwas, was einem nicht auffällt, wenn man irgendwann in der Schule gelernt hat, in welche Kisten man literarische Texte zu packen hat: Dass Gedichte und andere Niederschriften zuallererst einmal ein Bild unseres Denkens sind.

Der Dichter und Rapper John Sauter ist in Brand-Erbisdorf aufgewachsen – und hat sein Herz an die Provinz verloren. Geboren 1984 in Freiberg, studierte er Journalistik und Kunstgeschichte in Leipzig sowie Sprachkunst in Wien. Er lebt als Autor und Musiker („Johnny Katharsis“) in Leipzig und Wien. In seinen Texten gibt er der Provinz eine so kritische wie liebevolle Stimme. In seinem neuen Lyrikband „Zone“ erzählt er von Städten und Landschaften, die ins Vergessen driften. Er tigert über Abraumhalden, Deponien, den Schrott und Müll einer Zivilisation. Doch auch die können Heimat sein. Denn es gibt hier nicht nur Tristesse, Gewalt und Sprachlosigkeit – sondern auch Liebe, Hoffnung und eine befremdliche Schönheit. Sauters Gedichte beziehen ihre Stärke aus der Resignation. Sie geben den entlegenen Gegenden ihre Stimme zurück.

Kartenreservierung bitte ausschließlich im Taschenbuchladen 03731/31841

Nicht an der Theaterkasse und auch nicht in der Stadtwirtschaft!

Es gelten die tagesaktuellen Coronaschutzbedingungen.

Einen schönen Lyriksalon to go Abschluss haben wir noch für Sie:Franka Anne Kahl hat uns ein Gedicht von Edith Södergran eingelesen.

Finden Sie unter https://soundcloud.com/user-430110845/lyriksalon-to-go-edith-sodergran

Und ansonsten wünschen wir angenehme herbstliche Blättertage

Heike Wenige, Martina Gehlhaus und Katrin Steinert

PS: Wegen der vielen Anfragen zum Schaufenster – ja, wir wollen einen Schaufensterwettbewerb gewinnen (Der Ulmer Verlag rief dazu auf) und nein, wir sind kein Blumenladen geworden. 🙂