Schwuppdiwupp ist schon fast Mitte Juli und mein buchhändlerisches Gewissen schiebt mich energisch zum Schreibtisch, um Ihnen Neues mitzuteilen… Dabei gibt es doch gerade wieder sooo viele andere schöne Dinge zu tun. Nee, damit meine ich nicht Unkrautbekämpfung bei diesem Wachstumswetter. Gin Tonic trinken bei Sonnenuntergang schon eher. Das kulturelle und soziale Leben ist wieder erwacht und das genießen wir auch so sehr! Im Lädchen drängen sich wieder die Plakate am Verkaufstresen und von Orgelkonzerten bis Theatervorstellungen ist wieder alles dabei. Hach – Das ganz fast normale Leben breitet sich gerade wieder so schön aus, dass man schon fast wieder von getrieben sein jammern könnte. Nee, tun wir natürlich nicht. Es ist so schön, dass nicht nur Ihnen der Weg ins innerstädtische Leben so ungemein erleichtert ist… Auch die touristische Belebung ist ziemlich spürbar, was uns natürlich ebenso erfreut. Freiberg ist ja auch eine wunderbar schöne Stadt!

Und bei alldem gerade Drumherum im prallen Monat verzeihen Sie doch bitte kleine Lesenachlässigkeiten unsererseits… Mich beschäftigt gerade eher ein Jubiläum, bzw. das Buch dazu. Denn als am 22. Juli 1996 die Nachrichtenagenturen und Radiosender den Tod der Rocksängerin Tamara Danz vermeldeten, wurde zur traurigen Gewissheit, dass nicht eintreten wird, was sie sich in einem der schönsten Silly-Lieder so poetisch von der Seele geschrieben hatte: „Bye-bye, my Love. Ich komme wieder, wenn die Wiesen blühn“. Eine der wichtigsten Stimmen deutscher Rockmusik war für immer verstummt. Und sie fehlte fortan, ihrer Band, den vielen Fans, der Musikszene. Kein Livekonzert mehr, in dem Tamara Danz mit ihrer unvergleichlichen Stimme, einem Vulkanausbruch gleich „Die wilde Mathilde“ schmetterte, gleich danach die Emotionen des Publikums mit Balladen rührte, die in ihrem Repertoire immer etwas Besonderes waren. Tamara Danz mit Silly ist Rock-Legende. Zum ihrem 25. Todestag ist nun das Buch „Paradiesvögel fängt man nicht ein“ erschienen, eine Hommage an diese einzigartige Künstlerin. Zugegebenermaßen kommt es nicht an Alexander Osangs starkes Buch „Tamara Danz“ heran, welches 1996 erschien und eine Reportage übervonmit Menschen ist, die Tamara begleitet haben, aber ich freue mich über diese bildreiche Publikation einer Sängerin, die ich nach wie vor sehr verehre. Und irgendwie war bei mir auch mal wieder Zeit für einen Kinderbuchklassiker (als Hörbuch wohlbemerkt), der ja so eine wunderbare Hommage ans Lesen und an die Bücher ist. Diese spannende Gabe, Dinge aus einem Buch herauszulesen, wünschte ich mir auch manchesmal, aber bitte etwas kontrollierter als im „Tintenherz“ von Cornelia Funke. Mit Gollum könnte ich tatsächlich nur schwer umgehen, aber mit Findus schon viel besser, oder mit Toto aus dem Zauberer von Oz, den die TintenherzMeggie herausliest, oder mit der Trödelhexe aus Kerstin Hensels Gedichtband „Cinderella räumt auf“, das ich Ihnen auch nochmal ans Herz legen möchte. Unser Lyriksalon to go mit ihren Gedichten erfreute ja auch sehr.

Ein Blätterbuch ist auch gerade Katrins Lieblingsbuch. Nachdem ihr die „Mitternachtsbibliothek“ schon so gut gefiel, ist es nun „The Comfort Book“ von Matt Haig. Das Buch trägt den Untertitel „Gedanken, die mir Hoffnung gaben“ und ist tatsächlich ein Kompendium liebevoller und tiefgründiger Texte, die Mut machen für jeden Tag. Seine Worte verzaubern durch tiefe Selbsterkenntnis, Akzeptanz und den feinfühligen Blick für das, was uns zum Menschen macht. Ähnlich verhält es sich mit Martinas neuem Lieblingsbuch. Das versammelt ebenfalls Texte, allerdings ganz anderer Art. In seinem neuen Buch „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“ reflektiert John Green Aspekte, Einzelheiten, Erscheinungen, Details dieser Epoche, verbindet kleine und große Phänomene dieser unsrigen Zeit. Er vergibt ganz persönliche Sterne und ein bißchen amerikanisch liest sich das auch erst mal. Diet Dr. Pepper (4 Sterne), Indianapolis (4 Sterne), das Wetter in Indianapolis (noch mal 4 Sterne), Hotdogwettessen (2 Sterne), Monopoly (1 Stern), der Halleysche Komet (4 Sterne). Aber John Green nimmt auch die deutschen Leser mit. Er kennt unterhaltsame Details, nutzt sie, um große Fragen zu stellen. Vor allem aber betrachtet er alles aus einer radikal persönlichen Warte, schreibt über seine vielen Leiden und Freuden, seine Familie, seine Berufe. „Notizen zum Leben auf der Erde“ eben…

Naja und ich brauchs eigentlich nicht zu sagen: Reichlich Sommerlektüre für Sie, Ihre großen und kleinen Lieben finden Sie in unseren Regalen, da können wir jeweils immerzu kleine Stapel präsentieren und mit Herzblut wortreich empfehlen.

Zu einer unserer ersten Veranstaltungen am 21.7. 19.30 Uhr in der Petrikirche möchte ich Sie einladen. In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „Freiberg für alle“ und der Gemeinde Petri Johannis laden wir ein zu einem Lese- und Gesprächsabend mit Michael Kraske zu seinem Buch „Tatworte. Denn AfD & Co, meinen, was sie sagen.“ein. Michael Kraske, Jahrgang 1972, ist Journalist und Autor. Sein politisches Sachbuch „Der Riss – Wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört“ (Ullstein 2020) wurde mit dem Otto-Brenner-Preis Spezial für kritischen Journalismus ausgezeichnet. In seinem neuen Buch untersucht der Autor Reden, Aussagen und Posts von einschlägigen Politikern, Polit-Aktivisten, Prominenten und Trittbrettfahrern, die den Vormarsch rechter Verschwörungstheorien, völkischer Ideologie und anti-demokratischer Überzeugungen belegen. Moderiert wird das von Dr. Michael Stahl, Pfarrer der Petri-Johannis Gemeinde.
Ihnen einen schönen Sommer gewünscht, erlebnisreiche und erholsame Ferien, das passende Wetter, laue Sommernächte und bei der einen oder anderen Gelegenheit wird man sich bestimmt sehen, notfalls am Bücherregal.

Sommergrüße von Heike Wenige, Martina Gehlhaus und Katrin Steinert