Ach – das schönste am Sommer ist doch der Anfang und der ist ja nun endlich sicht-, fühl-, riech- und hörbar! Ebenso deutlich zu spüren – ein vergnügliches und munteres Wohlergehen allseits, natürlich auch den Lockerungen unseres Alltagsleben geschuldet, auf die wir alle so sehnsüchtig gewartet haben. Und hoffen wir mal weiterhin, dass der Virus die Sonne nicht leiden mag… Es mag wohl ein bisschen seltsam klingen, aber es sind wieder Menschen in der Innenstadt unterwegs (!) und die oft so gespenstische Stille und Leere in Freibergs Straßen in den letzten Monaten ist abgelöst mit fröhlichem Geplapper und emsigen Treiben und tataa – mit den sehnsüchtig erwartenden Freisitzen unserer gastronomischen Bereicherungen des innerstädtischen Lebens! Da ist morgens schon auf meinem Weg zur Arbeit ein geschäftiges Klappern und Putzen und Schrauben im böhmischen Paradies zu hören, dass mich immer kichern läßt. Zwar nur teilweise, aber mit allergrößter Freude von uns begleitet, darf ja auch das kulturelle Leben nun endlich zart erwachen, schauen Sie mal zum beliebten Freigelände der Alten Elisabeth, wo gerade die schönste Theaterkulisse für das schönste Sommerstück schlechthin entsteht…, oder in den Schloßhof, von da trällert es auch schon…
Und die Bücher, nach denen wir drei ziemlich unabsichtlich gegriffen haben und Ihnen auch empfehlen wollen, reihen sich da gerade sehr in das allgemeine Wohlgefühl ein.
Martina hat von Ewald Arenz „Der große Sommer“ gelesen.
Für den sechzehnjährigen Friedrich stehen statt des Familienurlaubs Nachprüfungen in Mathe und Latein an. Und gelernt werden soll auch noch beim strengen Großvater. Aber anders als erwartet, wird es für Frieder ein in jeder Hinsicht großer Sommer, den er gemeinsam mit Johann, Alma und Beate, dem Mädchen im flaschengrünen Badeanzug verbringt. Eine schöne leichte Sommerlektüre, die einfühlsam und humorvoll von der ersten großen Liebe, Familie, Freundschaft, Respekt, Vertrauen, Trauer und Tod erzählt.
Katrins Empfehlung „Norman Foremans Weg zum Ruhm“ von Julietta Henderson ist eine vergnügliche Lektüre und ein Mutter-Sohn-Roman. Norman und Jax waren mehr als beste Freunde. Gemeinsam stand ihnen eine große Karriere als Comedy-Duo bevor – zumindest hatten sie das fest eingeplant. Als Jax jedoch noch vor seinem zwölften Geburtstag stirbt, muss Norman erkennen, dass dieses Ziel ohne ihn ziemlich weit entfernt liegt. Schließlich kann man allein kein Comedy-Duo sein. Doch er weiß, dass er es Jax schuldet, ihren gemeinsamen Traum nicht aufzugeben. Normans Mutter Sadie weiß, dass sie niemals die Mutter des Jahres sein wird, immerhin weiß sie nicht einmal, wer Normans Vater ist. Es bricht ihr schier das Herz, ihren Sohn nach Jaxs Tod so leiden zu sehen. Als Norman einen Fünf-Jahres-Plan aufstellt, hat Sadie endlich wieder Hoffnung, ihn zum Lächeln zu bringen. Alles, was sie dafür tun muss, ist, ihn auf die Bühne zu bringen – und ganz nebenbei noch seinen Vater zu finden. Damit beginnt ein abenteuerlicher Roadtrip quer durch Großbritannien, bis nach Edinburgh zum legendären Fringe Festival. Eine unvergessliche Reise…
Und ich habe mal wieder ein Buch von Benedikt Wells gelesen. „Hard Land“, aber dies ist nicht nur die Geschichte eines Sommers. Ein schönster erster Satz „In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb.“, der eigentlich schon eine prima Zusammenfassung ist, denn darum geht es in in dieser Geschichte – um den schönsten und schlimmsten Sommer Sams (so heißt er) im Missouri des Jahres 1985, ums Erwachsenwerden, um einen fast sechzehnjährigen Außenseiter mit genau den Sehnsüchten, die einem in diesem Alter zustehen. Es geht um Freundschaften, um Liebe natürlich, um Familie und Heimat und eben auch um Verlust. Und es liest sich einfach wunderbar: die Figuren sind sympathisch, die Mischung aus Melancholie und Euphorie stimmt, von großen Träumen wird mit feiner Tragik erzählt und zudem ist das Buch auch eine Hymne an die Musik und die Filme der achtziger Jahre.
Ziemlich dankbar sind wir auch unseren öffentlichen Medien, die mit großer Mühe und auch Sorgfalt die kleine Variante von dem sonst so großen Lesefest „Leipzig liest“ als Teil der Leipziger Buchmesse begleitet haben. War schön zu Hören, was Christoph Hein, Helga Schubert, Stefan Schwarz zu ihren neuen Büchern zu erzählen hatten (kann man auch noch nachhören). Der Preis der Leipziger Buchmesse ging an Iris Hanika für Ihren Roman „Echos Kammern“ (eine Autorin, die ich sehr empfehlen kann, zumal, wenn man sich mit Gründen und Abgründen von Beziehungen auseinandersetzen mag), an Heike Behrend für ihr Sachbuch „ Menschwerdung eines Affen“ und an Timea Tankó für seine Übersetzung „Apropos Casanova. Das Brevier des Heiligen Orpheus“ von Miklós Szentkuthy aus dem Ungarischen. Wir gratulieren sehr herzlich.
Und nun dürfen wir Sie einladen. Einladen zu einem weiteren Lyriksalon to go ab Montag 14.6. (dieses Veranstaltungsformat wird keine Dauerlösung – versprochen…) mit neuen und schon längst erschienenen Gedichten einer von mir sehr geschätzten Autorin – Kerstin Hensel. Ja, das ist die Autorin von „Regenbeins Farben“, diese Novelle empfahl ich unlängst. 1961 in Karl-Marx-Stadt geboren, ist sie eine der angesehensten deutschsprachigen Lyrikerinnen, vielfach ausgezeichnet, und unterrichtet heute an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Ihr neuer Lyrikband „Cinderella räumt auf“ ist ein so schönes Spektrum an Gedicht- und WortFormen, Sprachspielen, witzig teilweise und klug sowieso. Einen Teil davon finden Sie im Lyrikspaziergang wieder, auch ihre Form des „Reisegrußes“, den wir an den passenden Stellen plaziert haben. Seien Sie neugierig und laufen Sie los… Start ist am Blattwerk in der Poststraße. Wir wünschen Ihnen großes Vergnügen! Unterwegs gibt es ja auch genug Gelegenheit für diverse sommerlichen Erfrischungen, genießen Sie es, alles!
Sommergrüße von Heike Wenige, Martina Gehlhaus und Katrin Steinert
Ganz wichtiges PS: Wir haben mal wieder an unserer Internetseite www.taschenbuchladen.de gebastelt und gebaut und auch aktualisiert. Schauen Sie mal, bitte, sämtliche Empfehlungen finden Sie dort und können sich auch ihren Lesestoff für Liegestuhl, Gartensessel, Freibad und Urlaub bestellen, nachschauen, wir es uns so ergangen ist in den letzten Monaten. Ach, einfach alles, was wir sind! Wir freuen uns!