„Solange arbeiten am arbeiten, bis man keine Arbeit vermutet.“
Diesen schönen Satz hat uns Herta Müller am Dienstag Abend zum Lyriksalon geschenkt. Also eigentlich Dorothee Hollender. Mit ihrer feinfühligen Inszenierung „Im Haarknoten wohnt eine Dame“ des Mittelsächsischen Theaters hat sie uns einen ganz wunderbaren Abend mit Prosa, Lyrik und Interviewauszügen der Nobelpreisträgerin bereitet, der die sanft wortgewaltige Schriftstellerin in ihrem Schaffen und Denken skizziert. (Vorgetragen wurde das von Natalie Heiß und Lukas Reinsch)
Der letzte Lyriksalon vor der kulturellen Sommerpause, die wir Ihnen eigentlich noch gar nicht so ganz anbieten können, denn am Dienstag 4.6. 12.10 Uhr laden wir sehr herzlich zur „Kultur zum Mittag“ ein. Unser vorlesender Gast ist schon ein bisschen aufgeregt. Das, was er sonst vorlese, das wäre viel einfacher, sagt er… Und auf den Abend können Sie sich bitte auch noch freuen. Mit dem epi-Zentrum zusammen zeigen wir „Die Herrlichkeit des Lebens“ am 4.6. 20 Uhr in der Tankstelle der Stadtwirtschaft – die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Michael Kupfmüller, der die letzten Tage von Franz Kafka erzählt. Im Jahr 1923 lernen sich Dora Diamant und Franz Kafka zufällig am Ostseestrand kennen. Er ist ein Mann von Welt, sie aus dem tiefen Osten, er kann schreiben, sie kann tanzen. Sie steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden, er schwebt immer etwas darüber. Sie umarmt den Indikativ, er verheddert sich im Konjunktiv. Sie verlieben sich und alle Verschiedenheit wird einerlei. Ein einziges Jahr ist ihnen vergönnt, bis Franz Kafka viel zu früh stirbt. Auch wenn Kafkas Gesundheitszustand sich mehr und mehr verschlechtert, das gemeinsame Jahr lässt die beiden die Herrlichkeiten des Lebens spüren. Und vorher können Sie noch kurz am Taschenbuchladen vorbei spazieren, stehen bleiben bitte vor unserem Schaufenster, denn wir haben zu Franz Kafkas 100. Todestag am 3. Juni ein schönes Drandenken geschaffen (Vielleicht sehen sie ja den Käfer, den Jens da versteckt hat). Naja und zu uns reinkommen ist ja auch ein schönes Erleben, denn die vielfältigsten Lektüren für Ihre Wünsche stehen ordentlich sortiert in unseren Regalen und sie wissen schon – Ihnen bei der Wahl zu helfen, das ist uns ein leichtes. Im Lieblingsbücherregal gibt es ein bisschen Bewegung. Jens hat ein neues Lieblingsbuch, von dessen Radikalität und Sprachgewalt er begeistert ist. „Trophäe“ heißt es und ist von Gaea Schoeters, einer flämischen Autorin. Worum geht es? Hunter ist Amerikaner, steinreich und passionierter Jäger. Sein großer Traum: Er möchte einmal ein Nashorn erledigen. Und jetzt könnte dies tatsächlich passieren, denn sein Freund Van Heeren bietet ihm eins zum Abschuss an. Er reist nach Afrika und gemeinsam verfolgen Hunter und Van Heeren die Spur des Nashorns. Doch Wilderer kommen ihnen zuvor. Hunter sieht seinen Traum geplatzt, ist wütend, enttäuscht. Er sehnt sich nach Rache, als sein Freund ihn fragt, ob er schon einmal von den „Big Six“ gehört habe… „Eine abgründig böse Geschichte, so als hätte sich Franz Kafka mit Ernest Hemmingway zusammengetan, um einen Roman über die Jagd zu schreiben. Dieses Buch ist spannend, es ist philosophisch abgründig und eine Reise ins Herz der Finsternis.“ sagt Denis Scheck über dieses Buch. Noch nicht ganz fertig, aber fast gleich, bin ich mit Saša Stanišic (in Bosnien geboren und Preisträger 2014 zur Leipziger Buchmesse mit seinem Buch „Vor dem Fest“) neuem Buch, dessen klangvoller Titel „Möchte die Witwe angesprochen werden, plaziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ ein Universum eröffnet, eines so ganz nach meinem Wohlgefallen. 12 Geschichten hat er geschrieben und bittet selbst auf der ersten Seite darum, diese auch in der Reihenfolge zu lesen. Habe ich getan, denn nach und nach und feinst ausgeklügelt decken die Erzählungen auf, dass sie alle irgendwie miteinander zusammenhängen in ihren Figurenkonstellationen, ihren zeitlichen Abläufen zwischen Bosnienkrieg und unmittelbarer Gegenwart, im Experimentieren mit den zufälligen Plätzen fürs Leben und sowieso natürlich in der großen Frage, die sich vielleicht alle stellen: Wo komme ich her, wo gehöre ich hin? „Das ist so ein universelles Thema, das gab’s auch schon bei Goethe und Schiller“, sagt Stanišić. „Bei Heine zum Beispiel, der auch eine große Rolle in meinem neuen Buch spielt, war das Thema der Identität, der Herkunft, der Zugehörigkeit sehr groß. Der Mensch ist einfach so: Wir machen uns Gedanken über unsere Ursprünge, unsere Werdegänge, unsere Zukünfte, die auch zur Herkunft dazugehören, dass es die Literatur niemals loslassen wird.“ Sehr schön…
Und sehr schön auch, dass Jenny Erpenbeck für ihr Buch „Kairos“ den renommierten Booker Prize erhalten hat. Wir gratulieren. Für mich persönlich ist „Kairos“ nicht das ganz stärkste Buch von ihr, aber wir freuen uns sehr mit der Autorin. Und können Ihnen all die anderen von ihr auch zeigen…
Und waren Sie schon mal auf dem Dach der neuen Universitätsbibliothek? An einem lauschigen Sommerabend, womöglich einer Lesung zuhörend? Können wir Ihnen nun zusammen mit der AG QueERZ der TU Bergakademie bieten. Die Jungs haben sich dafür Paul Bokowski eingeladen, dessen Buch „Hauptsache nichts mit Menschen“ schon ein Longseller ist. Der Stadtneurotiker Paul Bokowski verwandelt mit Herz und Humor das Absurde im Alltag mit treffsicherem Witz in hinreißende Geschichten. Es liegt nicht unbedingt an Berlin, dass er von einer absurd-komischen Begegnung in die nächste schlittert. Es liegt vielmehr in der Natur der Menschen, dass man viel Eigenartiges mit ihnen erleben kann. Sehr vergnüglich! Paul Bokowski, geboren 1982, gehört zur Speerspitze der Berliner Lesebühnenszene „Brauseboys“, wird als ‚Woody Allen des Weddings‘ bezeichnet, entstammt einer deutsch-polnischen Familie und ist in seinem zweiten Leben leidenschaftlicher Backblogger.
Am 17.6. 19.30 Uhr (Einlass ab 19 Uhr)
Die Karten dafür sind sehr begrenzt und erhältlich bei uns.
Und die Karten für unseren Taschenbuchladengeburtstag stehen nun auch bereit. Freuen Sie sich auf Jaroslav Rudis, Hans-Eckhart Wenzel und irgendwie auch auf uns am 13.11. im Tivoli.
Sommerregengruß von Heike Wenige, Martina Gehlhaus, Josy Strößner und Jens Kahrsch
PS: Für den 10.6. 14.30 Uhr lädt das Studium generale der TU Bergakademie zu einer Lesung mit Katie Naumann und ihrem Buch „Was uns erinnern läßt“ herzlich in das Schlossplatzquartier ein. Die Autorin erzählt aus ihrem bewegenden Buch, dessen Geschichte in grünen Grenzstreifen zwischen Ost-und Westdeutschland spielt.
Und am 26.6. 19 Uhr im Städtischen Festsaal gibt es eine Veranstaltung des SPD Ortsvereins mit Robert Misik und seinem Buch „Die falschen Freunde der einfachen Leute“ .