Schauen Sie mal! Gleich zwei Buchempfehlungen hat Martina mir für Sie aufgeschrieben – „Dschinns“ so heißt das neue Buch von Fatma Aydemir, das ihr ganz gut gefallen hat. Es erzählt die Geschichte einer türkischen Gastarbeiterfamilie, die Anfang der 70ger Jahre nach Deutschland gekommen ist. Aydemir läßt jedes Familienmitglied zu Wort kommen und eröffnet damit 6 unterschiedliche Blicke auf das deutsch-türkische Leben. Manchmal ist es ein etwas überfrachteter Roman über den Verlust von Wurzeln, der Sprachlosigkeit in der Familie, dem Einfluss von Tradition und Heimat sowie den großen Schwierigkeiten, sich in Deutschland zu Hause zu fühlen. Das zweite ist „Die Tochter“ von der Südkoreanerin Kim Hye-Jin. Es erzählt die Geschichte einer Frau, deren Weltbild aus den Fugen gerät, als ihre Tochter Green wieder bei ihr einzieht. Aus Sicht der Mutter ist die Mittdreißigerin Green gerade noch in heiratsfähigem Alter. Doch der Lebensentwurf der Tochter, die mit ihrer Freundin einzieht und für die Rechte homosexueller Menschen auf die Straße geht, ist ein ganz anderer. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der Mutter und ihrem Hadern mit den Zwängen ihrer Zeit, verbunden mit der Sehnsucht nach familiärer Geborgenheit. „Tief drin ist noch immer dieser Teil von mir, der gar nichts verstehen will. Da ist aber auch ein Teil, der alles verstehen möchte, und einer, der vorsichtig aus der Distanz beobachtet.“ So kommt das angespannte Miteinander der drei Frauen unter einem Dach nach und nach in Bewegung. Ein Buch, das seine Figuren miteinander ins Gespräch bringt und das über die Herausforderungen verschiedener Frauen-Generationen nachdenken lässt.

Wir sind ja im Verzug mit unseren Neuigkeiten für dem Mai (dafür überpünktlich zum Juni) – das können Sie uns nach dem kulturvollem April auch ganz sicher nachsehen. Wir erfreuen uns an den noch immer positiven Resonanzen auf die Lesung mit Christian Berkel und seine klugen Worte zum Abschluss, das bzw. unser Demokratieverständnis betreffend. (Bezüglich habe ich auch gerade im Rechner aufgeräumt und insgesamt 138 Emails gezählt, die mit der Organisation der Lesung im Zusammenhang standen…). Dafür nochmals herzlichsten Dank an die Stadt Freiberg und an Thomas Erler vom Kinopolis, der im übrigen demnächst den CineEurope Gold Award in Barcelona verliehen bekommt, eine Auszeichnung, die Engagement im Kino über diesen Blockbusterkram hinaus würdigt. So verdient hat er das…Herzlichsten Glückwunsch von uns dazu! Und der April steht für uns Buchhändler ja auch immer ganz im Zeichen des „Welttag des Buches“. 520 WelttagdesBuchesBücher haben wir in diesem Jahr an Kinder verschenkt, gut zwei Drittel davon tatsächlich im Taschenbuchladen, was uns immer eine große Freude ist. Leider wird die Zahl der Kinder momentan wieder größer, die noch nie in einem Buchladen waren… Aber genau dafür gibt es ja diesen Tag!

Und ich mag Ihnen auch gern zwei Bücher empfehlen. Zum einen ist nun neu im Kampa Verlag von Olga Tokarczuk „Anna In – Eine Reise zu den Katakomben der Welt“ erschienen. Ein Buch, dass ich 2006 schon sehr gern von der Nobelpreisträgerin las und von einem der ältesten Menschheitsmythen handelt. Kurz erzählt: Inanna, oder AnnaIn, Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit, des Mondes, aber auch des Krieges, herrscht über Uruk – ein mythischer, lichter Ort. AnnaIn ist schön, jung, verführerisch, aber auch ungestüm, unstet und machtbewusst. Eines Tages ruft ihre Zwillingsschwester, die Herrscherin der Unterwelt, sie zu sich. Und AnnaIn steigt hinab, in die Katakomben, ins dunkle Reich des Todes. Niemand ist je von dort zurückgekehrt… Modern erzählt sie das – natürlich, phantasievoll sowieso und auch ein bisschen respektlos.

Das andere ist so eine fast schöne Jungssommergeschichte, ähnlich dem „Hard Land“ von Benedict Wells. „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ ist der schöne Titel, Christian Huber der Autor , der unter anderem auch für Comedyprogramme schreibt, fürs Neo Magazin Royale beispielsweise.Komponist und Podcaster ist er auch. Der Roman ist die Geschichte eines einzigen Tages. Des 31. August 1999 – ein Tag, an dessen Ende es um Liebe, Freundschaft und den Tod geht. Unerträglich heiß ist dieser Tag in diesem Ort, in dem der 15 jährige Pascal aufwächst. Sommer ist das Schlimmste, was Pascal passieren kann. Sommer heißt Freibad, ins Wasser springen, schwimmen, sich den anderen fast nackt zeigen – ausgeschlossen für Pascal. Sich auszuziehen, jemanden zu berühren, gar berührt zu werden, hat Pascal sich für immer verboten, und damit auch, sich in ein Mädchen zu verlieben… Natürlich wird es anders…Viel mehr mag ich nicht erzählen über diesen Sommertag im Leben von Pascal. Weil der Autor Christian Huber selbst so behutsam beim Schreiben vorgeht, als wolle er nur sehr vorsichtig preisgeben, was den Jungen bewegt. Als wolle er den Leser erst einmal mitnehmen in die eigene Jugend. Wo man alle möglichen Peinlichkeiten, Unsicherheiten durchlebte, man noch jetzt bei der Erinnerung peinlich den Kopf senkt. Christian Huber beschreibt dies so ganz sachte, eine leise Melancholie zieht sich durch den Roman. Jedes Ende ist ein neuer Anfang, heißt es am Schluss. Hat man schon oft gehört. Aber jetzt kommt er, der Hammersatz: „Und die Möglichkeiten sind unendlich“. Wenn man älter als 15 ist und schon ein bisschen Leben gelebt hat, weiß man sofort, wie schön dieser Satz ist. Weil er so wahr ist…

Dass wir uns bezüglich Novalis und seinem 250. Geburtstag im Mai zurückgehalten haben, mag vielleicht aufgefallen sein.Das liegt schlichtweg nur daran, dass wir den großen Romantiker ausgiebigst im Herbst ehren wollen. Natürlich mit einem Lyriksalon am 11.10.20 Uhr im Salon der Stadtwirtschaft. Damit beginnt die neue Spielzeit des Mittelsächsischen Theaters und beenden werden die jetzige ganz wunderbar!

Zum längsten Tag des Jahres, dem 21.6. 20 Uhr, laden wir in die Stadtwirtschaft zum Lyriksalon „Meer! Mond!“ ein. Ein Dankesabend wird es werden und auch lustig solls werden. Franka Anne Kahl, Anna Bittner, Ralph Sählbrandt und Annett Wöhlert wollen zum Abschied vom Freiberger Theater DANKE sagen an Sie, an uns und wir freuen uns darauf!

Reservierungen bitte im Taschenbuchladen und an der Theaterkasse.

Bis dahin! Und hoffentlich wirds bald ein bißchen wärmer, das Grün stimmt ja schon sehr!

Liebe Grüße von Heike, Martina und Iva