Ein feines Büchlein haben wir ausgepackt. Pünktlichst zum 60. Geburtstag unserer Lieblingsschriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin 2019 Olga Tokarczuk sind ihre Essays und Reden erschienen, tragen den schönen Titel „Übungen im Fremdsein“ und der Band ist zugegebenermaßen nur etwas für die wahren Liebhaber. Aber auch und vorallem ein Loblied auf das Schreiben und die Liebe zu den lebendig gewordenen literarischen Gestalten. Sie würden fortleben, wenn die Schriftsteller längst zu Staub zerfallen seien, sagt Olga Tokarczuk, die zurückgezogen in den Bergen lebt und schon mit zwölf wusste, dass sie Schriftstellerin sein wollte. Sie spricht über Monate und Jahre voller Einsamkeit im eigenen Kosmos, allein mit inneren Dialogen und Vorstellungen. Sie wirbt für eine exzentrische Position als Autorin, die gerade nicht im Mainstream denken dürfe, sondern Neues, Bereicherndes, bislang Nichtgehörtes bieten müsse, alles „was keinen Platz im Kanon findet, was die herkömmlichen Grenzen überschreitet.“ Sie sieht sich nur in zweiter Linie als Schriftstellerin und in erster Linie als Leserin, die nach bestimmten Büchern den unschuldigen Blick verloren habe, wo nichts mehr gewesen sei, wie es einmal war. Aber schauen Sie selbst mal nach dieser ungewöhnlichen Frau: https://www.youtube.com/watch?v=0jnge9K9moI

Martina hat sich aus den Riesenstapel der diesjährigen Frühjahrsneuerscheinungen was Feines rausgesucht, gelesen, für sehr gut befunden und dazu aufgeschrieben: Der 1973 in Bagdad geborene Abbas Khider floh 1996 aus dem Irak und lebt seit 2000 in Deutschland. Sein Roman „Der Erinnerungsfälscher“ erzählt von Said Al-Wahid, der eigentlich mit seiner Heimat Irak abgeschlossen hat. Er lebt in Berlin Neukölln und ist nach der Teilnahme an einer literarischen Podiumsdiskussion auf dem Rückweg zu Frau und Sohn, als ihm sein in Bagdad lebender Bruder mitteilt, dass ihre Mutter im Sterben liege. „Zum Glück hat Said seinen Reisepass dabei. Hätte er sich jemals an die Bequemlichkeit der letzten Jahre gewöhnt, hätte er ihn zu Hause liegen gelassen, als er nach Mainz fuhr. Said ist noch immer jemand, der der Welt nicht traut.“ So macht sich Said direkt auf den Weg in sein Geburtsland. Je näher er kommt, desto tiefer gehen die Erinnerungen zurück. Auch an die Jahre des schwierigen Ankommens in Deutschland, an die Flucht und die Kindheit im Irak. Er kann nicht mehr unterscheiden, welche Erinnerungen fehlen, welche erfunden sind und welche verfälscht sind. Beeindruckt hat mich, wie Kidher mit einfachen Worten die Intensität der Erfahrungen, von Said beschreibt. Dieses sich fremd und nicht dazugehörig fühlen ohne Heimat in einem fremden Land läßt sich einfach gut nachspüren und rückt den eigenen Blick zurecht.

Und Katrin ist sehr angetan von „Hundepark“, meinte dazu: Die Autorin Sofi Oksanen zeigt mit erschreckender Offenheit die Lebenssituation in der heutigen Ukraine. Die Armut und die Ausweglosigkeit, die dort herrschen und dass Frauen dafür alles opfern, um dem zu entfliehen, ist erschütternd. Genau wie die Morallosigkeit der heutigen westlichen Gesellschaft…

Tja und ansonsten gibt es eben nicht so viel zu erzählen…Wir wühlen uns durch die Katalogstapel der Frühjahrsneuerscheinungen und finden auch wieder eine Menge Bücher, für die wir gern den Platz in unseren Regalen freiräumen, amüsieren uns über Buchtitel wie beispielsweise „Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken“ (so schräg wie der Buchtitel ist die Geschichte übrigens auch), staunen immer wieder, was für schöne Ideen die „Buchmacher“ haben und freuen uns vor allem, wenn Sie bei uns vorbeischauen. Dass es teilweise nicht so einfach ist, liegt nicht nur an den fehlenden Sonnenstrahlen… Ein positiver Hauch könnte wieder durch Freibergs Straßen wehen, ein verständiges Miteinander, das nicht entzweit. Hoffen wir auf besseres.

Und Sie wissen ja – online (frisch überarbeitet ist unsere Seite www.taschenbuchladen.de), per Telefon und per Mail sind wir genauso für Sie da.

Herzliche Grüße von Heike Wenige, Martina Gehlhaus und Katrin Steinert