Von einer interessanten Zahl hab ich kürzlich gelesen: In Deutschland werden derzeit pro Minute 794 Bücher verkauft. Das ist eine für mich erstaunliche Zahl, …weil ich es mir vorzustellen versuche. Hm, nein, natürlich nicht im Taschenbuchladen. Aber ein schöner Gedanke ist das schon, zumindest so ein klitzekleiner prozentualer Anteil… 🙂

Am Montag Morgen lag ein Buch auf dem Taschenbuchladenschreibtisch, das ich nur all zu gern in die Hand genommen habe. Anke Stellings Romane mag ich ja sowieso. In Nichts stehen dem ihre gerade erschienen Erzählungen im Buch „Grundlagenforschung“ nach, die der Verbrecher Verlag in seinem Jubiläumsjahr herausgegeben hat. Überraschende Momente fängt sie ein in den Bestandsaufnahmen, in denen sich ihre Protagonisten gerade befinden. Momente bzw. Sekunden der Erkenntnis, oder außerordentlichen Begebenheiten, die im Tagtäglichen eigentlich vorbeifliegen und doch festgehalten werden sollten. Ziemlich rasant erzählt das Anke Stelling – Dinge, die eigentlich für ganze Romane reichen könnten, und ziemlich großartig. Es gibt kein Abweichen, keine Verschnörkelungen. „Der Einfachheit halber“, das klingt zumeist praktisch und zupackend. Aber es sind solche Floskeln, denen man nachhören sollte, sie markieren den Moment, in dem alles seinen Lauf nimmt. Ob die Fragen nach dem „Wer bin ich überhaupt? Wer könnte ich sein?“ zufriedenstellend beantwortet werden… Nunja. Das Leben an sich macht ja sowieso, was es mit einem vorgesehen hat, so Anke Stelling und ihre Erzählungen sind ein Indiz dafür, dass Leben nicht nur undurchsichtig, pragmatisch (nicht im Sinne von einfach), sondern erzählenswert ist.

Eigentlich wollten wir ja in dieser Woche UNS feiern. Mit uns meine ich diesmal all die schönen unabhängigen Buchhandlungen deutschlandweit, die in dieser Aktionswoche mit einem Veranstaltungsgewitter auf sich aufmerksam machen wollten. Dass dies in diesem Jahr etwas anders ausfallen muss, bedarf keiner weiteren Erklärung, aber sie können den Ideenreichtum unserer Kollegen durchaus verfolgen, im Netz natürlich. Aber freudig grün beschmückt, wie wir auch, das finden Sie überall in den Buchhandlungen. Am 7.11. zumindest wird das „Lieblingsbuch der Unabhängigen“bekanntgegeben. Mein Lieblingskollege Holger Brandstädt aus der Friedrich-Wagner-Buchhandlung meint, dass es „Offene See“ von Ben Myers werden wird. So denken wir auch. Das Buch haben wir ihnen vor geraumer Zeit vorgestellt. Holger übrigens empfiehlt in seinem Newsletter das neue Buch von Sebastian Barry „Tausend Monde“. Das ist die Fortsetzung seines großartigen Romans „Tage ohne Ende“. Darin erzählte der irische Autor von der Auswanderung seines Landsmanns Thomas McNulty nach Amerika, von der Härte des Lebens in der Neuen Welt, vom amerikanischen Bürgerkrieg, von den grausamen Schlachten gegen die indigene Bevölkerung und vom Indianermädchen Winona, dem McNulty und sein Freund und Lebenspartner Cole das Leben retteten. In seinem neuen Roman „Tausend Monde“ schreibt Barry nun die Geschichte von Winona fort. Alle leben im ländlichen Tennessee des Jahres 1873 als große Familie idyllisch zusammen. Doch es ist eine bedrohte Idylle, nach dem verlorenen Bürgerkrieg hungert der Süden, auf den Banken ist kein Geld und durchs Land ziehen Männer mit Kapuzen, vor denen nicht einmal die Weißen sicher sind.

Katrin hat gerade Urlaub gemacht beim Landbuchhändler Holger im schönen Ueckermünde, in seiner schönen Ferienwohnung und im weiten Land und ihre Mädels konnten von den schönen Buchhandlungskatzen gar nicht lassen. Derweil hat Katrin begeistert Elisabeth Buchans Buch „Das Museum der unerfüllten Versprechen“ gelesen. Das Buch erzählt von Laurie, Besitzerin des Museums in der einen Ebene und ihren Erlebnissen in Prag 1985. Als Aupair kommt sie aus Frankreich dahin, lernt einen rebellischen Musiker kennen und gerät damit ins Blickfeld des sozialistischen Regimes. Dass dies Konsequenzen hat, ist wohl zu erahnen… Im Paris der Gegenwart hat sie sich ein Museum geschaffen, ein Museum der unerfüllten Versprechen. Jedes seiner Ausstellungsstücke – eine leere Keksdose, ein Zugticket, ein Babyschuh – steht für einen Moment voller Trauer und Verrat. Wer hier einen Gegenstand abgibt, macht sich damit frei von den Dämonen der Vergangenheit. Auch sie, Laurie, hofft auf diesen befreienden Effekt. Eine schöne Geschichte…Klar, Martina empfiehlt Ihnen auch ein Buch. Nämlich Mary Beth Keanes Roman „Wenn du mich heute wieder fragen würdest“. Der spielt Anfang der 70er Jahre in der Nähe von New York und erzählt die Geschichte von Brian Stanhope und Francis Gleesson. Beide gehen als Polizisten in der Bronx auf Streife und ziehen jung verheiratet mit ihren Familien in den Vorort Gillam. Sie sind Nachbarn, trotz Bemühen keine Freunde. Nur die beiden Kinder der Familien, Peter und Kate, sind die besten Freunde und unzertrennlich. Nur durch einen tragischen Zwischenfall wird das Schicksal beider Familien für immer miteinander verknüpft. Keane folgt ihren Figuren über Jahrzehnte und bespricht dabei Herzensdinge wie Liebe, Familie, Vergebung und Einsamkeit. Ein fesselnder, vielschichtiger Roman über eine lebenslange Liebe.

Den Sabine Ebert Freunden können wir nun mitteilen: Ihr neues Buch, der krönende Abschluss des großen Mittelalter-Epos und das grandiose Finale der großen Saga der Barbarossa-Zeit 1167 „Preis der Macht – Schwert und Krone Band 5“ ist erschienen. Sabine hat mir erzählt, dass Marthe vorkommt und Christian auch. Dem MDR hat sie noch mehr erzählt. Schauen Sie mal: https://www.mdr.de/video/mdr-videos/a/video-462104.html
Und für den Dunkelmonat November geben wir Ihnen, statt unserer Veranstaltungen, die wir für diese Zeit geplant hatten und wo wir Sie auch so gern getroffen hätten, ein Wenzel Lied mit…“Die Nacht war ein später Nachmittag“

Liebe Grüße aus dem schon ein bisschen Glitzeradventskalendertaschenbuchladen,

bleiben Sie gesund – das wünschen von Herzen Heike Wenige, Martina Gehlhaus und Katrin Steinert