Dass schon die genauere Beschreibung unserer Veranstaltungfülle für den Oktober zwei A4 Seiten einnimmt, das hatte ich befürchtet. Da ist nun leider nicht viel Platz für Geplaudere und eventuelle Empörung drumherum, beispielsweise dass nun doch ganz plötzlich Herbst ist, der ja sein darf, aber nicht gleich so kalt… , denn ich möchte Ihnen all unsere kulturellen Bemühungen ans Herz legen und hoffe sehr auf Ihr Verständnis, dass ich hier nun diesbezüglich etwas ausführlicher werden darf …

Das einfachste ist ja noch unsere „Kultur zum Mittag“ Zeit am kommenden Dienstag 2.10. 12.10 Uhr im Taschenbuchladen. Dazu muss ich nix weiter aufschreiben, Sie wissen Bescheid: Wir haben einen Überraschungsgast und Kekse und Tee und freuen uns auf Sie!

Auf den Dienstagabend freuen wir uns auch schon sehr, denn der Sächsische Literaturrat schickt sächsische Autoren auf die Reise, ja – durch Sachsen, und zwei davon haben wir uns eingeladen.

20 Uhr wird im „LyriksalonUlrike Almut Sandig unser Gast sein (im Salon der Stadtwirtschaft).

Sie veröffentlichte ihre ersten literarischen Texte als augenpost auf Plakaten, Flyern und Gratispostkarten im öffentlichen Raum. Ihre ersten Gedichtbände erschienen in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung in Leipzig, gemeinsam mit der Lyrikerin und Musikerin Marlen Pelny veröffentlichte sie da ihr Debütalbum vertonter Gedichte „der tag, an dem alma kamillen kaufte“. Im Frankfurter Verlag Schöffling & Co. folgten die Erzählbände „Flamingos“ und „Buch gegen das Verschwinden“, der Gedichtband „Dickicht“ sowie das zweite Album mit Marlen Pelny „Märzwald“. Mit dem Dichter und Kulturaktivisiten Grigory Semenchuk (Ukraine) verbindet sie harte Elektrobeats mit deutschen und ukrainischen Gedichten im gemeinsamen Bandprojekt „Landschaft“. Ihr jüngster Gedichtband „ich bin ein Feld voller Raps verstecke die Rehe und leuchte wie dreizehn Ölgemälde übereinandergelegt“ wird von einem Minialbum hörbarer Gedichte begleitet. Die Liste der Auszeichnungen ist lang, aktuell „Text & Sprache“ Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft (für ihr Werk) 2017: „Ulrike Almut Sandig ist eine Lyrikerin, die die deutsche Sprache zu klanglich hochkomplexen Architekturen formt. Ihre Gedichte entfalten eine suggestive Wirkung, immer in Zugewandtheit zu Thema und Motiv und mit einem staunenden Glauben in die Kraft von Sprache. So entstehen ästhetische Räume, die Neues schaffen: neue Perspektiven, neue Wahrnehmung, ein neues Hinhören und Sagen.“

Unser zweiter „Landnahme“ Gast ist Franziska Wilhelm am 4.10. 19.30 Uhr im Campus Cafe des SIZ

Mit ihrer meist skurrilen Prosa hat sie bereits mehrere Preise und Stipendien gewonnen. 2014 erschien ihr Debütroman „Meine Mutter schwebt im Weltall und Großmutter zieht Furchen“ im Klett-Cotta Verlag. Als Poetry Slammerin hat sie schon viele Bühnen Deutschlands bereist. Seit 2010 gehört sie als festes Mitglied zur Leipziger Lesebühne „Schkeuditzer Kreuz“. 2017 moderierte Franziska Wilhelm die mehrteilige Crossmedia-Show MDR Sputnik Slamedy. Zudem ist sie Mitinitiatorin der RadioPoeten, dem ersten Poetry-Slam-Podcast im deutschen Radio und Moderatorin beim Literatur-Podcast Seite 37 auf detektor.fm. Lesen wird sie aus ihrem ganz neu erschienenem Buch „Die schönsten Abgründe des Alltags. Slam- und Survivaltexte“ Sie sagt:„Ich mag skurrile Texte, denn Schreiben heißt für mich sich wundern. Lesen natürlich auch.“

Am 9.10. 20 UhrSeitenweise Film“ im Campus Cafe des SIZ. Wir zeigen sozusagen als Voreröffnung des Humboldtjahres 2018/2019 die Verfilmung des Romans von Daniel Kehlmann „Die Vermessung der Welt“. Der Film schildert das Leben des genialen Mathematikers Carl Friedrich Gauß und des wissbegierigen Naturforschers Alexander von Humboldt, von denen jeder auf seine Weise der Menschheit zu mehr Wissen verhilft. Während Alexander von Humboldt die große, weite Welt bereist und Landschaft, Flora und Fauna erforscht, kommt Carl Friedrich Gauß in seinem vertrauten Umfeld aus sich heraus zu herausragenden neuen mathematischen Erkenntnissen. Regie führte Detlef Buck.

Am 16.10. 19.30 Uhr wird Gudrun Miriam Sieber ihr Buch „Männerbiografien- Die Erfahrung, die mich trägt“ im Taschenbuchladen vorstellen. Sie lebt auf einem alten Berghof im Erzgebirge, ca. 30km von Freiberg entfernt, inmitten von Wiesen und Wald. Ein Ort, der alle Menschen warm empfängt. Der Hof ist umgeben von 12 alten Bäumen. Vor dem Haus fließt eine Quelle feinsten Trinkwassers. In ihrer Arbeit sind die Landschaft und die Natur ein wichtiger Aspekt. Für dieses Buch hat sie 14 Männer interviewt, aus den Jahrgängen 1924 bis 2000. Sie lässt die Männer von sich erzählen, aus ihrer Lebensgeschichte, den Erfahrungen und Herausforderungen, über Gefühle und Liebe, dem Verhältnis zur Arbeit, ihren menschlichen Beziehungen, von Ängsten und Träumen und der Suche nach dem Glück auf dem Weg zu sich selbst. „Oft gibt es dramatische Wendepunkte, die einen Wandel einleiten. Die Interviewten sprechen offen und ehrlich über sich. Die Leser werden in die äußeren und inneren Erlebniswelten der Protagonisten geführt. Gleichzeitig erfahren sie die zeitgeschichtlichen und politischen Situationen und Abläufe, in die ein jeder hinein geboren wurde und die von Generation zu Generation starken Veränderungen unterliegen. Die Erlebnisse und Erfahrungen können unterschiedlicher nicht sein. Dennoch bauen sie in einem kollektiven Kontext aufeinander auf. Alle Männer leben im heutigen Osten Deutschlands. In jeder Generation gibt es andere Herausforderungen. Was alle verbindet, ist die Frage nach dem Sinn im Leben als Mensch, als Mann und die Sehnsucht nach Liebe und Glück in den verschiedensten politischen und sozialen Situationen.Ein weiterer, interessanter Aspekt des Buches sind Fotos über die Hände der Männer. Hände als das Symbol für die Fähigkeit zu handeln, zu geben und zu empfangen, zu streicheln oder zu kämpfen. Hände können aufbauen, Hände können zerstören. Sie sind ein Ausdruck der Persönlichkeit, des Wesentlichen und der Lebensgestaltung. Sie sind verbunden mit dem Herzen und allen Sinnen.“ sagt sie zu ihrem Projekt.

Die Lesung am 18.10. 19.30 Uhr, ebenfalls im Campus Cafe des SIZ, mit Peter Hertel und Tim Gernitz (Notendealer) „Die Rätsel unserer Vergangenheit“ unterstützen wir ein wenig. Ich zitiere die beiden: „Viele Menschen lieben das Geheimnisvolle und Unerklärbare. Deshalb ist die Sehnsucht und manchmal auch die Suche nach ungelösten Fragen groß. Vielleicht ist das auch der Grund, warum manchem Problem hier und da ein bisschen nachgeholfen wurde. Mit unseren Recherchen wollen wir hinter die Kulissen schauen, vielleicht auch mal einen Verursacher finden und reale Erklärungen anbieten.

Und auf die Auftaktveranstaltung zum Humboldtjahr 2018/2019 am 22.10. 19.30 Uhr im Campus Cafe des SIZ und in Zusammenarbeit mit dem IWGT der TU Bergakademie Freiberg und der Universitätsbibliothek freuen wir uns ganz besonders. Wir haben Prof.Ottmar Ette zur Lesung und zum Gespräch zu seinem Buch „Alexander von Humboldt Das Buch der Begegnungen Menschen – Kulturen – Geschichten aus den Amerikanischen Reisetagebüchern“ eingeladen.

Wagemut und Wissbegier, ein feines Beobachtungs- und Differenzierungsvermögen und vor allem die unbändige Lust an immer neuen Begegnungen machten Alexander von Humboldt vor 200 Jahren zu einem epochalen Weltentdecker. «Das Buch der Begegnungen», das die emphatischsten Zeugnisse aus den «Amerikanischen Reisetagebüchern» versammelt, zeigt einen warmherzigen Menschen ohne Berührungsängste. Auf seiner Reise in die amerikanischen Tropen von 1799 bis 1804 hielt der preußische Kosmopolit eine Vielzahl exotischer Physiognomien fest und sah die Welt, wie sie vor ihm noch keiner gesehen hatte. Als einer der ersten Europäer überhaupt kritisierte er Kolonialismus, Sklavenhandel und christlichen Bekehrungseifer. Dagegen betonte er die Würde und den kulturellen Reichtum vermeintlich primitiver Völker. Überzeugt davon, dass es keine unterlegenen oder gar minderwertigen Ethnien gebe, war er seinen Zeitgenossen weit voraus. Und selbst im 21. Jahrhundert kommt Alexander von Humboldt als Anwalt einer universellen Humanität wie gerufen.

Ottmar Ette ist seit 1995 Romanist und Komparatist an der Universität Potsdam. Er hatte mehrfach Gastdozenturen in verschiedenen Ländern Lateinamerikas, Europas sowie in den USA und versteht Romanistik als interkulturell vermittelnde und transdisziplinär agierende Wissenschaft. Er ist Begründer und Mitherausgeber der elektronischen Zeitschrift HiN (Alexander von Humboldt im Netz) und der Humboldt-Plattform avhumboldt.de. Wir eröffnen damit eine Veranstaltungsreihe zu Alexander von Humboldt mit namhaften Autoren und Humboldtspezialisten, die wir im Frühjahr 2019 fortsetzen werden.

Karten bzw. Reservierungen gibt es für all diese schönen Veranstaltungen selbstverständlich bei uns!

Eine Leseempfehlung wollen sie noch? Das ist gerade so schwer. Im Lädchen liegt das schon fast komplette taschenbuchladenwürdige Herbstbücherprogramm aus, inclusive der Shortlistbücher zum Deutschen Buchpreis (www.deutscher–buchpreis.de), der alsbald auf der Frankfurter Buchmesse vergeben wird und wir haben diesmal keinen Favoriten…

Aber empfehlen ja andere feine Bücher, beispielsweise der für mich lang erwartete neue Roman von Kathrin Gerlof „Nenn mich November“, den ich am kroatischen Meeresstrand gelesen habe. Zugegebenermaßen fiel mir dies nicht so ganz leicht, denn ich mußte zwischendrin immer mal wieder nachgucken, ob das Meer immer noch so blau ist, …wie es das vor 7 Minuten auch schon war… Aber Marthe, die lieber November heißen möchte, und das Ihrige und all ihre Ambivalenzen, Sorgen und die große Nöten haben mich dann doch im höchsten Maße interessiert. Der Plot ist gerade modern: absterbende Dorfgemeinschaft, aber mit Hang zur Idylle. Das hat ja immerzu etwas Wehmütiges an sich. Aber es geht ja um noch ein bißchen mehr… Versprochen!

Freuen tue ich mich sehr, dass Katrin das Buch von Klaus Bittermann gefiel „Sid Schlebrowskis kurzer Sommer der Anarchie und seine Suche nach dem Glück“. Im Buch geht es um auch um Liebe, aber viel mehr möchte ich erwähnen, dass Klaus Bittermann eher Verleger ist, von Edition Tiamat, und uns eine Vielzahl an schönen Büchern bescherte. Zu Martinas Empfehlung Wolf Haas „ Junger Mann“ sag ich nur – LESEN. Es ist kein Brenner Roman, aber „Rückwärts durch die Beine betrachtet ist die Welt immer am interessantesten.“ (Wolf Hass) ist doch ein sehr schöner Aspekt.

Wir sehen uns? Bei dem einem oder dem anderem kulturellem Treff? Oder im Taschenbuchladen?

Hoffentlich! Seien Sie herzlichst gegrüßt von Heike Wenige, Martina Gehlhaus und Katrin Steinert

PS: Am 25. und 26.10. gibt es wieder das Varieté der Möglichkeiten“ in der Nikolaikirche! Das ist ein bewundernswertes Projekt des Klangkünstlers Erwin Stache in Zusammenarbeit mit dem epi-Zentrum und der Stadt Freiberg. Präsentieren dürfen sich hier Freiberger Vereine, die Freizeitaktivitäten vielerlei Art anbieten. Es stehen Laien auf der Bühne, die unter künstlerischer Mitwirkung von Erwin Stache das Ihrige darstellen dürfen. Improvisation ist dabei, das hat den Charme des Unverhofften…