Alles bleibt neu, das trifft für die Lesenden zu, die den Newsletter im Emailabo haben…

– Sie sehen es ja und wir hoffen sehr, dass Ihnen die neue Form unseres Newsletters auch besser gefällt bzw. und, das war die hauptsächliche Anliegen, Sie unsere Neuigkeiten und Veranstaltungsankündigungen besser lesen können auf all den Geräten, die das heutzutage möglich machen. Zudem kann ich nun auch ab und zu ein kleines Foto mit einfügen, um Sie an unserem Taschenbuchladenleben illustrierter teilhaben lassen zu können. Zum Beispiel aktuell vom beginnenden Glitzer, denn auch wir haben schon verschiedene Dinge für das Jahresendfest zu ihrer Freude vorbereitet. Aber fürs erste mal nur die Adventskalender. Da glitzert es schon reichlich – manchmal auch an uns.

Leuchten tun ja aber doch viel viel mehr unsere Regale, vollgestopft mit dem Schönsten, was der Buchherbst zu bieten hat. Da fällt es ziemlich schwer, das Liebste herauszupicken. Ich fang einfach mit dem an, was ich mir gerade auch nochmal vom MDR Kultur vorlesen lasse und wieder sehr im positiven Sinn darin gefangen bin. Annette Gröschners Buch „Schwebende Lasten“ ist aber eben auch wieder so ein Buch, welches mich greift. Die große Weltgeschichte, bzw. Geschichte Deutschlands wird anhand vom kleinen Schicksal erzählt, dem vom Hanna Krause, „die Blumenbinderin war und die das Leben zu einer Kranführerin machte“ (Zitat MDR). Hier wird von einer Frau erzählt, die es so millionenfach gegeben hat, aber für gewöhnlich in der Geschichtsschreibung unsichtbar geblieben ist. Sie erlebt zwei Weltkriege, zwei Diktaturen, zwei Demokratien. Hanna ist aber keine Heldin, war nie politisch aktiv. Ihr einziges Credo „anständig bleiben“. Und das verfolgt die Autorin mit Empathie und Wärme, erzählt den Lebensweg vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und den Hitlerfaschismus bis zur DDR und deren letztendlichen Zusammenbruch. „Kleine Leute“ nennt man landläufig jene im guten Sinne unheldischen Menschen, die den Lauf der Geschichte nicht bestimmen, sondern von ihm mitgerissen werden, gelegentlich zu ihrem Glück, noch öfter freilich zu dessen Gegenteil. Und dennoch: Scheinbar machtlos den Weltläuften ausgeliefert, geht nichts ohne sie. Sie sind die, die die Dinge am Laufen halten, ohne dass man sich bei ihnen je dafür bedankt. Dies erzählt die Autorin sehr schön…Das Buch stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis, und wie traurig für mich, dass es nicht auf der Shortlist steht. Apropos Shortlist. Die gibt es übrigens auch für den Preis der Unabhängigen Buchhandlungen Deutschlands, also DAS Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen Deutschlands, zu denen wir uns mit mit Herz und Buchhändlerseele verbunden fühlen. Die ist uns gerade bissel näher, da wir einiges so wohlwollend schon anempfohlen hatten.

Nun endlich erschienen ist Bijan Moini Buch „2033“. In dieser düsteren Zukunftsvision hat eine rechtsradikale Partei in Deutschland die Wahl gewonnen und stellt die Kanzlerin. Politisch wird nun zügig am Umbau des Landes gearbeitet und vorbereitet, das Grundgesetz zeitnah abzuschaffen. Es gibt eine politisch sehr aktive Opposition. Eine Frau, die der Oppositionspartei „Reform“ zugehörig scheint, verübt einen Terroranschlag auf die Parteizentrale der Regierungspartei mit etlichen Todesopfern. Das ist nicht nur ein Verbrechen, es ist auch Wasser auf die Propaganda-Mühlen der Regierungspartei, die das strategisch ausschlachtet. Die Anwältin Marie versucht, die schuldig gesprochene Skadi, so heißt die Attentäterin zu verteidigen, die überraschend für alle während der Verhandlung ihre Tat gesteht. Das hatte ich Jens schon im Juli zum Lesen gegeben und er schrieb mir seine Begeisterung gleich auf : „…2033 ist sehr gut recherchiert, was politische und juristische Abläufe betrifft. Eingängig und überraschend spannend erzählt und erschreckend nahe der Realität. Die wurde teilweise auch schon überholt. Man kann es nicht mehr dystopisch nennen, weil wir gerade mittendrin sitzen.“

Josy liest fasziniert das neue Buch von Martina Glavadetscher, einer Schweizer Autorin, die 2021 den Schweizer Buchpreis bekam. Die Schrecken der anderen“ ist vordergründig ein Krimi, der aber tiefer in die wohlgeordnete Welt einer Dorfgemeinschaft eindringt. Ausgangspunkt ist eine Leiche im Eis, gefunden von einem Jungen. Doch bald rückt eine Hundertjährige in den Mittelpunkt, die das nicht nur finanzielle, sondern auch ideologische, nationalsozialistische Erbe eines Fischzüchters aus den Dreißigern verwaltet. „Martina Clavadetscher begibt sich ins Dunkel der Geschichte und Gesellschaft, wo das Unerzählte lauert. Schicht für Schicht trägt sie ab, um zur historischen Wahrheit vorzudringen. Sie zeigt, dass Dulden die scheinheiligste Form des Verbrechens ist, weil es keinen Widerstand kennt. Sie lässt uns begreifen, dass wir Geschichte zwar nicht weiterspinnen, aber ihre vergessenen Fäden ins Sichtbare ziehen können. Was sie erzählt, könnte die Geschichte jedes Menschen sein. In jedem Land, zu jeder Zeit. Solange niemand aus den Schrecken der anderen lernt.“ so die Ankündigung des Beck Verlages. Die Autorin gehörte mit ihren ersten Büchern zum Unionsverlag, dem wir aktuell ein Schaufenster und dem 50 jährigen Jubiläum gewidmet haben. „Danke, dass Sie die Welt mit uns zusammen ein Stückchen weiter machen.“ So schreibts der Verlag auf seiner Website, denn das trifft das Verlagsprofil am besten. Und auch „Weil die Welt weit ist«, denn seit seiner Gründung verlegte er mehr als 280 Autoren aus Europa, dem arabischen Raum, Asien und Afrika. Vor allem publiziert der Verlag im deutschsprachigen Raum bisher kaum übersetzte internationale Belletristik. Er sucht und entdeckt auch ausserhalb der gängigen Literaturregionen Autoren, die sich oft nach Jahren auch weltweit durchgesetzt haben, wie zum Beispiel der ägyptische Schriftstseller Nagib Machfus, der den Nobelpreis für Literatur 1988 erhielt. Meine besondere Verbindung zu diesem Verlag liegt in den Taschenbuchladenanfangsjahren begründet. Tschingis Aitmatovs Bücher sind da ebenfalls publiziert und mit ihm hatten wir 1996 eine unserer ersten großen Lesungen. „In Zeiten, in denen ideologische wie geopolitische Grenzen immer schärfer gezogen werden, wollen wir es von den Dächern rufen, auf Wände schreiben, in Ohren flüstern. Zu einer egalitären Weltrepublik der Literatur beitragen, die sich in gedrucktem Papier manifestiert. Ein schöner Traum – der doch ohne Sie längst verblasst und verklungen wäre. Ein Verlag wird nicht aus eigener Kraft 50. Sondern weil Sie als Buchhändler:innen, Rezensent:innen, Leser:innen und Autor:innen ihn immer wieder weitertragen, mit Begeisterung und Kritik, Empfehlungen, Erfahrungen, Gesprächen und Erkenntnissen.“ sagen Lea Artmeyer und Matthias Gräzer vom Unionsverlag und wir schicken unsere herzlichsten Glückwünsche, wie auch viele andere Buchhandlungs- und Verlagskollegen nach Zürich.

Jaaa, unsere Veranstaltungen finden Sie nun extra gelistet. Unser Kulturnovember ist sooo reichlichst gefüllt. Olaf Stellmäcke und Band CD Premiere „Der einfache Frieden – Lieder von hier“, Jaroslav Rudis feiert mit uns sein neues Buch (er ist so unermüdlich unterwegs…) und natürlich Sabine Eberts Buchpremiere zum zweiten Band der „Silbertugend“ in der Nikolaikirche (ausgebucht!!)– das sind sehr schöne Termine für uns, wie auch die „Kultur zum Mittag“ am 4.11. (oh, die wird sehr besonders, Kekse gibt es diesmal nicht – dafür ein anderes Grundnahrungsmittel), die 9. Freiberger Lesenacht und auch unser Lyriksalon zu Fernando Pessoa

Wir freuen uns auf viel gemeinsame Zeit mit Ihnen

und grüßen glitzernd aus dem Taschenbuchladen

Heike, Martina, Josy und Jens

PS: Verzeihen Sie bitte, wenn es noch nicht ganz perfekt aussieht, ich „übe“ noch.