Endlich und mit größter Vorfreude ersehnt, naht er nun – der Sommer, abgesehen von diesen kleinen unbedeutenden Zwischentiefs, die uns doch nur noch so halb die Freude nehmen können und aus Trotz die Heizung nicht mehr an machen lassen!
Unweigerlich ist dies ja auch mit unserer kulturellen Sommerpause verbunden, die wir allen gönnen und wünschen und dass sie auf das Schönste gefüllt wird. Von lückenlos geplanten Wochenenden, Ferien- und Reisezielen hören wir ja nun schon fast täglich im Lädchen und sehen das auch in unserem Abholregal, in dem die Reiseratgeberbücher mit ihren schönen Sommerplänen warten…
„Kultur zum Mittag“ macht noch nicht ganz Pause. Schnell laden wir Sie noch für den 4.6. 12.10 Uhr in den Taschenbuchladen ein und auch seitenweise Film könnte Sie interessieren (auch am Dienstag und 19.30 Uhr im Campus Cafe des SIZ), denn wir zeigen „Astrid“, den hochgelobten Film über Astrid Lindgren, bzw. über die achtzehnjährige Astrid Lindgren, die ungewollt schwanger wird und ihr Dorf verlassen muss. Und obwohl der Film nur in einer dramaturgischen Klammer Lindgren als berühmte Autorin zeigt, die von allen Kindern auf der Welt für ihre Geschichten geliebt wird, zeigt sich doch im Film auch immer wieder die große Fantasie und die unbändige Lust am Leben, die sich später in all ihren Geschichten wiederfindet. Dazu macht der Film klar, dass Astrid Lindgren eine moderne Frau war, die sich gegen all die Widerstände der Gesellschaft und die Ansichten ihrer Eltern auflehnte. Und in Alba August, die hier ihren ersten großen Kinoauftritt hat, findet der Film seine ideale Hauptdarstellerin, die in ihrer Rolle auf kongeniale Weise das freche und selbstbewusste Auftreten einer modernen jungen Frau mit der Verletzlichkeit und Unbekümmertheit eines unerfahrenen Mädchens verbindet.
Und für den Freitag 6.6. 19 Uhr lädt freiberg.grenzenlos, die Heinrich-Böll-Stiftung und der Taschenbuchladen zu einer Lesung in das Campus Cafe des SIZ ein. Christian Bangel liest aus seinem Roman „Oder Florida“ und über den wilden Osten. Er nimmt uns mit ins Jahr 1998 nach Frankfurt/Oder. Matthias Freier, 20, würde gern daran glauben, dass man alles erreichen kann, wenn man nur will… Aber wenn er im Jahr 1998 in seiner Platte sitzt und auf seine Stadt blickt, weiß er nicht recht: Ist das der wilde Osten der unbegrenzten Möglichkeiten oder nur eine öde Brache, die sich fest in der Hand von Neonazis befindet? Aber Freiers Freund Fliege hat eine Lösung für alle Probleme: die Frankfurter SPD durch organisierten Masseneintritt zu übernehmen. Das Wahlprogramm: endlich besseres Wetter für Frankfurt… Christian Bangel hat einen so humorvoll-nostalgischen wie scharfsichtig-visionären Roman geschrieben und einen Helden erfunden, der zwischen Ost und West seinen eigenen Weg findet.
Und Bedarf an Sommerlektüre? Daaa können wir selbstverständlich auch behilflich sein. So individuell im Taschenbuchladen und am Regal macht sich das ja immer besser (klingt ganz nach versteckter Einladung und ist auch so gemeint!), aber ich habe gerade ein Buch beendet, dass mir Martina ans Herz gelegt hat und das so berührend ist. Eine Familiengeschichte und die Cardinals sind keine gewöhnliche Familie. Sie haben den Schneid und die Wildheit von Helden, sie haben Angst vor nichts und niemandem. Und sie sind ganze dreiundzwanzig! Als der Vater in der stillgelegten Mine eines kanadischen Dorfes Zink entdeckt, rechnet die Familie fest mit einem Anteil am Gewinn – und dem Ende eines kargen Daseins. Aber beides wird den Cardinals verwehrt, und so schmieden sie einen explosiven Plan, der, wenn schon nicht die Mine, so wenigstens die Ehre der Familie retten soll. Der Befreiungsschlag scheitert und zwingt die Geschwister zu einem Pakt des Schweigens, der zu einer Zerreißprobe für die ganze Familie wird. Aus wechselnden Perspektiven erzählen die Kinder das Erlebte und nach und nach bekommt man Einblick in die Geschehnisse und in das Familienleben. Dennoch bleibt vieles ungesagt, angedeutet und bleibt im Verborgenen. Es ist eine kleine Gesellschaft für sich, diese Familie…
Einen anderen Kosmos hat Katrin gerade bewältigt – den Roman der Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk. Es ist ein Roman über den vergessenen ukrainischen Volkshelden Wjatscheslaw Lypynskyj, dessen Leben auf kunstvolle Weise mit dem der Ich-Erzählerin verknüpft wird. Sie sucht in dessen Vergangenheit nach Spuren, um besser mit ihrer eigenen Gegenwart zurechtzukommen.
Beeindruckend sind beide Figuren, sagt Katrin, der eine im historischen Sinne und die andere, die darin Halt sucht.
Wir können Ihnen noch von viel von anderen Helden zeigen im Taschenbuchladen, auch von und für die kleinen Helden, schließlich ist morgen Kindertag…
Und nun wünschen Ihnen einen gelingenden Sommer…
Herzlichst von Heike Wenige, Martina Gehlhaus und Katrin Steinert