Es bleibt ja gar nicht viel Platz für andere Plaudereien (Sie brauchen bitte ein bisschen Zeit und Muse…), beispielsweise diesen Herbst ein wenig zu beklagen, der den Sommer viel zu schnell ablöste! Und es wird ja noch ärger, denn man findet schon gar keine Kastanien mehr oder Eicheln – außer in unserem derzeitigen, so liebreizenden Schaufenster, dass Martina mit den hübschesten Herbstfiguren zierte, die ich jemals gesehen habe. Wirklich! Ich hatte derweil noch ein bisschen mehr als sonst Zeit zum Lesen, denn so ein paar Herbsttage an der Ostsee sind doch in vielerlei Hinsicht nützlich. (Nicht so sehr für die heimischen Terrassenaufräumernteverarbeitungsaufgaben, da muss ich mich nun beeilen…) Ja, aber für die Seele natürlich und wenn man so unabgelenkt, außer von Meeres- und Windgeräuschen, ein Buch oder, in meinem Fall, mehrere genießen kann, das ist schon eine recht schöne Annehmlichkeit. Die Geschichte zweier Brüder hatte es mir da angetan, von Stefan Ferdinand Etgeton, interessant, weil eigentlich der eine glaubt, dem anderen, vermeintlich nicht lebensfähigen, helfen zu müssen und selber viel mehr Zuspruch braucht. Der Titel „Das Glück meines Bruders“ (Beck Verlag) ist somit ambivalent und das ganze Buch sehr schön zu lesen. Und von Nina Jäckle „Stillhalten“ (Klöpfer und Meyer Verlag), diesmal im wahrsten Sinne des Wortes, denn es geht um die Entstehung eines Porträt von Tamara Danischewski (einer Tänzerin und Palucca – Schülerin), gemalt von Otto Dix, das hat mich auch sehr angesprochen. Rückblickend erzählt sie ihre Lebensgeschichte, die ihrer Mutter, ihres Ehemannes, der doch nicht Otto Dix war und somit auch ein Stück Geschichte Deutschlands zu den finstersten Zeiten.

Aber nun schauen Sie sich doch bitte ein unseren Kulturnovember an, ich glaube, soviel in einem Monat, das hatten wir noch nie!

Von hinten nach vorn:

29.11.2017 20 Uhr Ein Live-Lese-Comedy-Abend mit Jaromir Konecny und seinem neuesten Buch „Die unglaublichen Abenteuer des Migranten Nemec“ im Salon der Stadtwirtschaft

Über 60 Poetry-Slams hat er gewonnen, zweimal war er gesamtdeutscher Vizemeister und vor allem in München prägte er, unter anderem mit einer eigenen Veranstaltungsreihe die Poetry-Slam-Szene mit. Die Rede ist von Deutschlands lustigstem Tscheche, der so unverkennbar böhmakelt, wenn er die Bühne betritt. Jaromir Konecny, 1956 in Prag geboren als Sohn eines, wie er selbst sagt – Altkommunisten, führte ein abenteuerliches Leben. Wird er erzählen! Mit seinem ersten Schelmenroman zur Flüchtlingsthematik: “Die unglaublichen Abenteuer des Migranten Nemec” bringt er ein neues Programm auf die Bühne. Seine Auftritte sind dabei keine herkömmlichen Lesungen, sondern literarisches Kabarett. Bei seinem Abendprogramm mit „Migrant Němec“ performt Jaromir Konecny kurze abgeschlossene und lustige Geschichten aus seinem Roman. Zwischendrin erzählt er auch anderes, er jongliert, spielt Gitarre, interagiert mit dem Publikum. Kartenvorverkauf bei uns und am Tresen in der Stadtwirtschaft

21.11.2017 20 Uhr „Neruda“ seitenweise Film im Kunsthandwerkerhof

Pablo Neruda war zu Lebzeiten schon einer der bedeutendsten Dichter und Gesellschaftskritiker Südamerikas. Seine mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Kunst findet bis heute viel Beachtung. Weniger bekannt sind die schwierigen politischen Umstände, unter denen der Chilene seine Poesie verfasste. Das biografische Drama „Neruda“ gestaltet sich als Hetzjagd des Polizeiinspektors Óscar Peluchonneau (gespielt von Gael García Bernal) hinter Pablo Neruda (Louis Gnecco), der dem faschistischen Regime der 1940er Jahre ein Dorn im Auge ist. Als berühmter Anhänger der kommunistischen Partei könnte er zum Vorbild für die chilenische Bevölkerung werden. Regie führte Pablo Larraín.

21.11.2017 20 Uhr „Alle Jahre wieder…“ Lyriksalon im Salon der Stadtwirtschaft

Unser unterhaltsamer Jahresendlyriksalon mit passenden und sehr weihnachtlichen Texten

Reservierungen dafür bei uns bitte.

18.11.2017 19 Uhr „3. Freiberger Lesenacht“ der Namaste Nepal Schülerfirma in den Räumen des Geschwister-Scholl Gymnasiums mit 20 Freiberger Vorlesenden, Stefan Schwarz als Abschlusslesenden und Ihnen als neugierig lauschenden Gästen und das Ganze für einen guten Zweck. Wir freuen uns auf Ihr Kommen. Sie werden mitgenommen auf eine Reise durch ganz verschiedene Bücherwelten: jung und alt, abenteuerlustig und verträumt, ernst und humorvoll – Es ist für jeden etwas dabei. In der historischen Andreas-Möller-Bibliothek werden Sie von Herrn Dr. Bannies durch die Werke der Schul- und Zeitgeschichte begleitet und erhalten Einblicke in die historischen Bücherschätze. Zwischen den Lesungen besteht die Möglichkeit, Snacks und Getränke im Atrium der Schule zu genießen. Die Catering – Gruppe bereitet alles frisch zu. Außerdem stehen die Mitglieder der Schülerfirma für Gespräche über die Projekte und die aktuelle Situation in Nepal zur Verfügung. Am Basar im Atrium können Sie Produkte, wie zum Beispiel den frisch gerösteten Projektkaffee oder den neuen Nepalkalender für das Jahr 2018 erwerben und die Projekte damit unterstützen. Um 22.00 Uhr erwarten wir Sie zur Abschlusslesung mit Stefan Schwarz in der Aula. Er liest aus seinem neuen Buch „Lass uns lieber morgen“.

07.11.2017 12.10 Uhr „Kultur zum Mittag“ im Taschenbuchladen

Mit Tee und Keks und einem, ach, sehr willkommenen Gast – den kennen Sie alle, versprochen!

02.11.2017 19.30 Uhr Lesung mit Mariana Leky „Was man von hier aus sehen kann“ im Loft des Tivoli

Ich schrieb das hier schon mal so auf, denn der Klappentext zu diesem Buch erschien mir schön absurd, denn: Wie viele Menschen träumen von einem Okapi? Und noch absurder – immer wenn dies eintrifft bei Selma, einer Protagonistin dieses Romans, stirbt ein Mensch im Dorf. In diesem Buch wird ein so kleines Dorfidyll geschildert. Moment, Idyll stimmt so nicht, denn alle Persönchen tragen ja so ihre Dinge mit sich. Selma ist am eindrucksvollstem – Großmutter von Luise und eine lebenskluge Frau, in die der Optiker verliebt ist, der aber seine Liebesbriefe an sie nicht abschickt. Luise hingegen verliebt sich in einen Mann, der lieber in Japan buddhistisch leben will. Luises Mama liebt den Eisverkäufer, weil Luises Papa lieber die Welt ganz weit weg liebt. Nein nein, es geht nicht nur um Liebe – es geht ums Gegenwärtige, Vergangene und Kommende dieser so liebenswerten Personen und noch ein paar anderen mehr und das wird so bildhaft erzählt, dass man sich mit am Küchentisch sitzend und die Dinge mit bedenkend fühlt. Hinzu kommt, und das ist ein für mich noch sehr liebenswerterer Aspekt an diesem Buch – es ist mit so hinreißendem Witz und mit so lebensklugen Sätzen erzählt.

Es geht um einiges in diesem Buch – um Freundschaft und Liebe, Mut und Verzweiflung, Gewohnheit und Veränderung, Leben und Tod. Aber lesen sollte man es vor allem, um sich von Mariana Lekys grandioser Sprachkunst immer wieder überraschen zu lassen. Wir freuen uns sehr auf die Lesung! Und Sie müssen kommen! Kartenvorverkauf bei uns und im Tivoli

Hm, vermutlich behellige ich Sie nun schon zu sehr mit meiner Begeisterung für dieses Buch, aber meinen Buchhändlerkollegen deutschlandweit erging es ja genauso bei der Lektüre und schwuppdiewupp wurde es das „Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels“, einer Initiative der „Woche Unabhängiger Buchhandlungen“ für diesen Herbst. Unsere Lesung leitet für uns diese Woche auch ein, die wir natürlich mit Ihnen begehen wollen, vom 4.11. bis 11.11., denn: „Es braucht die kleinen Buchhandlungen, die einem Buch Nachdruck verleihen, die Orientierung bieten.“ sagte Roger Willemsen bei der Auftaktveranstaltung der „Woche Unabhängiger Buchhandlungen“ im Jahre 2015. Können Sie auch noch mal nachlesen, worum es uns geht… https://wub-event.de/die-idee und dann vorbei kommen (es glitzert ja auch schon ein bisschen bei uns), Ezras Schaufenster zur WUB-Woche vielleicht würdigen, mit uns plaudern über das eine oder andere, auch über die zu vielen neuen Bücher, die unsere Regale so gerade schmücken oder einfach so.

Wir freuen uns auf alle Fälle

Heike Wenige, Martina Gehlhaus und Ezra Matschullat

PS: Im Kuhstall Falkenberg gibt es wieder ein schönstes Konzert am 10.11. 20 Uhr „Stellmäcke und Trotzband“ und die Karten dafür bei uns!