
Natürlich, er gilt als der unbestechlichste Chronist der DDR und all ihren Zeiten. Christoph Hein. Einer meiner Lieblingsautoren überhaupt. Und mit seinem neuen Buch „Das Narrenschiff“ erzählt er uns die Geschichte der DDR von Anbeginn bis Mauerfall. Anhand seiner Protagonisten macht er das sehr schön. Sie gehören zu denen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den sozialistischen Statt aufbauen wollten, Funktionäre, die bis zum Untergang an ihren Überzeugungen festhielten. Anders die nächste Generation, die sich doch oftmals diesen Idealen abwandte und sehr viel kritischer als ihre Eltern und Großeltern die DDR betrachteten. Schöne Figuren hat Christoph Hein gewählt, man hat die Charaktere vor Augen, sind sie doch auch engst verwebt mit den Eckdaten deutscher Geschichte. Die erzählten, miteinander verwobenen Biografien durch Jahrzehnte und über zwei Generationen hinweg entwickeln einen überraschenden Sog. Er erzählt aus beobachtender Distanz, begleitet sie eher, denn ins Innenleben einzutauchen ist nicht das seine. Und auch nicht nötig, denn die Geschichtsstunden, die er auf den vielen Seiten liefert, bleiben spannend und er nimmt den Lesenden (zumindest mich) mit auf die ambivalente Reise durch dieses Stück Geschichte. Ja, eben auch ein Stück meine. Nachlesen wollte ich nochmal, was das „Narrenschiff“ an sich meint in seiner Bedeutung. Hein zeichnet die DDR als Narrenschiff, auf dem die Menschen hin und her geschaukelt werden, oder gerade noch selbst am Steuer saßen und im nächsten Moment über Bord gehen. Passt.