Martinas Empfehlung „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher erzählt nicht nur eine unerhörte familiäre Tragödie, sondern weit über das Private hinaus ein immer noch unterbelichtetes Kapitel weiblicher Alltags- und Sozialgeschichte. Hochgelobt ist dieses Buch, steht in der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 und erzählt eine Kindheit in den 1980er Jahren, in der ein Thema alles beherrscht: das Körpergewicht der Mutter. Ist diese schöne, eigenwillige, unberechenbare Frau zu dick? Muss sie dringend abnehmen? Ja, das muss sie. Entscheidet ihr Ehemann. Er hat die fixe Idee, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Die Mutter ist dem ausgesetzt, Tag für Tag. Erzählt wird es aus der Perspektive des Kindes, der Tochter, die ihrer Mutter ein liebevolles Denkmal setzt. Daniela Dröscher gelingt ein ebenso berührender wie kluger Roman über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge. Vor allem aber ist dies ein tragik-komisches Buch über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen.

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