Unser Taschenbuchladenjahr haben wir ja nun mit der unliebsamsten Buchhändleraufgabe abgeschlossen – die leidige Inventur (dafür aber ein so schön geputzter Taschenbuchladen!) und gehen sehr wohlgemut in das neue Bücher- und Veranstaltungsjahr. Und hoffen gleiches auch von Ihnen! Es ist ja noch jung genug, Ihnen eines voller Freuden (sehr reichlich davon bitte), kleinen und großen Glücklichkeiten und nur Gelingendem zu wünschen… Haben Sie es bitte ausschließlich gut darin! Wir jedenfalls werden weiterhin bemüht sein, unseren kleinen Teil, zumindest für ihr kulturelles Wohlbefinden beizutragen.

Und empfehlen sogleich unseren Lyriksalon „Reineke und andere Füchse“ am kommenden Dienstag (16.1. 20 Uhr im Salon der Stadtwirtschaft), der in Anlehnung an die ebenfalls sehr empfehlenswerte Inszenierung des Mittelsächsischen Theater aus Goethes „Reineke Fuchs“ erzählt. Reineke Fuchs (die Schreibweise „Reineke“ ist nicht von Goethe – er schrieb wohl aus Betonungsgründen „Reinecke“) ist ein Epos in zwölf Gesängen, 1793 entstanden und lag im Mai 1794 im Erstdruck vor. Den Stoff vom Reineke Fuchs bezog Goethe aus der von Johann Christoph Gottsched 1752 besorgten Prosabearbeitung, eines seit 1498 zunächst in niederdeutscher Form erschienenen und durchgehend erfolgreichen Versepos vom Reynke de vos. Goethe wählte, durchaus im Wettstreit mit dem darin erfolgreichen Johann Heinrich Voß, als Versform durchgehend den Hexameter. Er gab dem Werk stark spöttische, mitunter boshafte Züge; sein Epos wird als Kritik des höfischen Lebens gelesen, das er gut kannte. Und aktuelle Parallelen finden sich reichlich.

Lustig wird es ganz sicher auch bei unserem seitenweise Film „Populärmusik aus Vittula“ am 30.1. 20 Uhr im Campus Cafe des SIZ. Das ist ein Film von Regisseur Reza Bagher und wurde im Jahr 2004 in Finnland und Schweden nach dem gleichnamigen Roman des schwedischen Autors Mikael Niemi gedreht. Matti und sein Jugendfreund Niila wachsen in den 60er- und 70er-Jahren in Pajala auf, einem Ort in der Grenzregion zwischen Schweden und Finnland, der im Volksmund auch „Vittulajänkkä“ (Vittula: Umgangssprachlich für das weibliche Genital, jänkkä: Moor) genannt wird. Die beiden Protagonisten entdecken ihre Liebe zum Rock ’n‘ Roll und damit auch die Welt, die außerhalb von Pajala existiert. Sie geben sich die größte Mühe, in der abgelegenen Region eine Band zu gründen. Zugleich handelt der Film vom Erwachsenwerden in der verlassenen Gegend inmitten von Trinkgelagen, religiösem Fanatismus und Familie, denn die Familien von Matti und Niila könnten unterschiedlicher nicht sein: Matti hat nur eine Schwester und relativ tolerante Eltern. Niila spricht zu Hause Finnisch, hat viele Geschwister und wird regelmäßig von seinem Vater geschlagen. Die zwei verbindet etwas, das sie für eine Freundschaft halten.

Und schon eine Woche, später am 6.2. wie immer 12.10 Uhr im Taschenbuchladen starten wir unsere „Kultur zum Mittag“, die uns ja auch so eine große Freude bereitet! Jeweils interessante Gäste bis zum Sommer kann ich Ihnen schon jetzt versprechen…

Versprechen kann ich Ihnen noch nicht ganz, ob es denn auch ein vielseitiges spannendes literarisches glanzvolles brilliantes entzückendes grandioses überwältigendes einmaliges Bücherfrühjahr wird. Dies versprechen die Buchankündigungen in den Verlagskatalogbergen – natürlich prüfen wir das, sehr wohlwollend… Eines habe ich schon gefunden, welches zumindest das Attribut einmalig erfüllt – Hans Falladas unveröffentlichte Geschichten. Welch ein Fund bzw. Fundus des Aufbau Verlages, zählte doch Hans Fallada bei Verlagsgründung 1945 zu den wichtigsten Autoren. Von den Erzählungen, die Hans Fallada im Laufe seines Lebens geschrieben hat, sind diese über zwanzig bedeutende Texte den Lesern unbekannt, da sie noch nie in einem Buch veröffentlicht wurden oder direkt für eine Zeitschrift verfasst waren. Sie zeigen den vertrauten Autor in Hochform…

Ihnen herzlichste Grüße aus dem Taschenbuchladen von Heike Wenige, Martina Gehlhaus, von Ezra Matschullat letztmalig und – herzlich Willkommen im Team – Robin Meltzer